: Ein Schwarzer Donnerstag an der russischen Börse
■ Top-Aktien verloren bis zu 15 Prozent. Befürchtungen über Rubel-Abwertung und eine Bankenkrise nehmen zu
Berlin/Moskau (taz/rtr/dpa) – Spekulationen über eine mögliche Abwertung des Rubels lösten gestern an der russischen Börse Panik aus. Der Handel wurde nach Kursverlusten von bis zu 25 Prozent für 35 Minuten ausgesetzt. Später erholten sich die Top-Aktien leicht und lagen zwischen zehn und 15 Prozent niedriger als am Vortag. Die russischen Zentralbanker beteuerten gestern erneut, daß der Rubel nicht abgewertet werde. Sie erlegten den Banken Beschränkungen beim Devisenhandel auf, um eine Liquiditätskrise zu verhindern. Eine Krise des Bankensystems wird in Rußland nicht mehr ausgeschlossen. Nicht zuletzt der rapide sinkende Wert russischer Staatsanleihen fügte den Banken schwere Verluste zu.
Ausländische Investoren werden zunehmend nervös. Sie fürchten, daß Rußland seine Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen kann. Deutsche Banken – die größten Gläubiger Rußlands – sind nach Ansicht von Fachleuten jedoch nicht bedroht. Ein Großteil der Kredite sei durch staatliche Hermes-Bürgschaften abgesichert. Dennoch zog die russische Finanzkrise die deutschen Aktienkurse erst einmal kräftig nach unten.
Der russische Ministerpräsident Sergej Kirijenko tat die Gründe für die Krise als psychologisch ab. Die Regierung werde gegen den Widerstand des Parlaments an ihrem Antikrisenprogramm festhalten, versprach er. Um Zinsen und Tilgungen für seine Schulden zahlen zu können, muß Moskau aber bereits auf eine Milliarde Dollar Kredite zurückgreifen, die der IWF zur Stabilisierung der Währung zur Verfügung gestellt hatte. Bericht Seite 7
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen