: Anormale Beziehungen
■ Thailands Journalisten versuchen's mit Moral
Bangkok (IPS/taz) – Vorbei sind die schönen Zeiten, da sich Thailands Journalisten vom Mobiltelefon bis zur Überseereise so ziemlich alles leisten konnten. Geschäftsleute und Politiker erfüllten ihnen seit den 80ern jeden Wunsch, den neuen Wagen, den Computer, oder füllten einfach ihre Bankkonten auf, wenn die Medienzunft nur das berichtete, was sie über sich lesen wollten. Doch seit die thailändische Regierung mit der neuen Verfassung von 1997 mit der Korruption in den eigenen Reihen aufräumt und die Presse durch Zensur kaum noch beschränkt ist, verlangt auch die Öffentlichkeit bei Bestechungsskandalen immer lauter Rechenschaft.
Deshalb geht nun der Thailändische Presserat (PCT) seit Ende Februar Bestechungsvorwürfen gegen Reporter der Tageszeitung Bangkok Post und der Zeitung Thai Rath nach. 68 Journalisten hatten aus Sorge um den Ruf des gesamten Berufsstandes den PCT aufgefordert, „die anormalen Beziehungen zwischen einigen Reportern und ihren Informanten“ zu untersuchen. Von Bestechungsgeldern eines hohen Politikers an Reporter beider Zeitungen war die Rede, ein Mitarbeiter des Büros der Bangkok Post in der Bumstown Pattaya war wegen angeblicher Verwicklungen in einen Drogenskandal in die Schlagzeilen geraten.
„Mai pen rai“, macht nichts, hätte man in Thailand früher gesagt, jetzt haben die unbefleckten Journalisten einen Moralkodex herausgegeben.
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