Die grüne Marie ist ein Wunder

■  In Prenzlauer Berg entstand mit intensiver Bürgerbeteiligung ein neuer Park. Unter dem Stichwort „Stadtplatz“ sollen jetzt mit 800.000 Mark weitere Freizeitplätze für die Prenzlberger entstehen

Während im Normalfall Grün- und Freiflächen in den letzten Jahren bebaut wurden, geschah in der Marienburger Straße in Prenzlauer Berg höchst Ungewöhnliches. Ein Park wurde gebaut. Kein Pocket-Park mit geregelten Schließzeiten, wie sie der Stadtentwicklungssenator gerne mag, sondern ein offener, vielseitig genutzter Park, der nicht nur von den Anwohnern mit geplant, sondern auch mitgebaut wurde. Und mit von der Partie war auch der Sanierungsträger S.T.E.R.N.

Seit der Eröffnung am 6. Mai ist die „Marie“ fast schon zum öffentlichen Zentrum des mit Grünflächen deutlich unterversorgten Sanierungsgebietes Winsstraße geworden. Vor allem bei Eltern mit Kindern hat der Park dem Kollwitzplatz längst den Rang abgelaufen. Aber auch die Tischtennisplatten unter den neuen Platanen, die Anwohnergärten und der Abenteuerspielplatz wurden schnell in Besitz genommen. Grund für den Erfolg ist, daß die „Marie“ von Anfang an als „Park der Bewohner“ gedacht war. Und zwar im doppelten Sinne. Zum einen waren die Anwohner wie auch S.T.E.R.N., das Bezirksamt und die Betroffenenvertretung Winsstraße sowie über 200 Schüler an den Planungen beteiligt. Zum anderen leisteten die Anwohner mit einer „Muskelhypothek“ auch praktische Aufbauarbeit. Ohne ihre freiwillige Arbeit wäre die „Marie“ niemals entstanden. So kostete der neue Park den Bezirk lediglich 400.000 Mark. Die Platanen spendete die Gasag, eine Skulptur der Bildhauer Manfred Tappe.

Ohnehin ist die Entstehungsgeschichte der „Marie“ ein kleines Wunder, bei dem vor allem Baustädträtin Dorothee Dubrau und S.T.E.R.N. Gespür für unkoventionelle Wege zeigten. Bis 1995 stand auf der 6.000 Quadratmeter großen Fläche noch ein Rettungsamt der Feuerwehr. Nach dessen Abriß war von seiten des Senats eigentlich ein Neubau einer integrierten Feuer- und Polizeiwache geplant, der dann wegen mangelnder Finanzierung langfristig zurückgestellt wurde. In diese Lücke sprang der Bezirk und sicherte sich einen vorerst auf zehn Jahre befristeten Zwischennutzungsvertrag mit Option auf Verlängerung. Damit war der Weg frei für den Park, dessen Aufbau im Juni 1997 mit einem öffentlichen Workshop begann.

Die „Marie“ ist nicht das einzige Projekt, daß im Sanierungsgebiet seit der Wende unter dem Stichwort „Stadtplatz“ firmiert. Auch das Gelände zwischen dem neuen Park und dem Schulgebäude in der Christburger Straße soll bald umgestaltet und öffentlich zugänglich werden. Für rund 800.000 Mark will der Bezirk hier Schul- und Freizeitsport sowie öffentliche Platznutzung miteinander verbinden. Solche Nachrichten sind tatsächlich selten in einer Stadt, die Bewohnerbeteiligung in jüngster Vergangenheit zunehmend als Störung empfand. Uwe Rada