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Querspalte

■ Maoam

Die Zeit vor der Tagesschau ist die Zeit des Tages. Abends, zwei Minuten vor acht. Alles ist geregelt und geordnet, die Welt hält den Atem an und sammelt sich, bevor sie kleinteilig sortiert in Wohnzimmer und Gastwirtschaften und über Großbildschirme in Bahnhofshallen zurückflutet.

In diesen Minuten vor acht kommt die schönste Werbung: Kurz und professionell gemacht. Modern. Klare Farben, frohe Menschen. Geldsäcke in Euro, die quer durch Deutschland telefonieren. Die Gisela und ihr Schuhverkäufer. Moderne Jungunternehmer, die beweisen, daß die neue A-Klasse wie kein anderes Auto dazu geeignet ist, Pizza zu holen.

 Und natürlich Frauen, die Motorrad fahren und dann lachend ihre Ledermonturen in Waschmaschinen stecken, so wie das nun mal nur Frauen tun können. In die große Waschmaschine paßt alles rein, auch das Kind freut sich.

Am meisten freue ich mich über Mika Häkkinen, der unverständliche Dinge in die Runde fragt, worauf die Kinder natürlich nur mit „Nein“ antworten können, bis er dann, ganz wie in den achtziger Jahren der Schiedsrichter Walter Eschweiler, die erlösenden Worte spricht: „Was wollt ihr denn?“

 Niemand ist zur Zeit in der Lage, diese Frage so überzeugend und einnehmend ratlos zu formulieren. Im linken Eck des Bildschirmes läuft die Uhr, unerbittlich. So wird Werbung spannend. Jeden Abend aufs neue die Frage: Kommt Häkkinen noch in der verbleibenden halben Minute, oder war der leider grausame Käsespot der letzte Einblick in die wunderbare Warenwelt, bevor die Uhr den ganzen Bildschirm für die Sekunden vor acht einnimmt und danach der von Außerirdischen gesteuerte Zombie aus Hannover wieder Menschen aus aller Welt mechanisch lachend die rechte Hand zerdrückt? Georg Gruber

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