piwik no script img

Die ständige Vertretung der Katholiken

■ Auf einem früheren Friedhof wird am Wochende das „Katholische Zentrum“ eröffnet

Zu DDR-Zeiten war es eine Taxi-Reparatur-Werkstatt, gegenüber lag die ständige Vertretung der BRD. Nun wird das Gelände zum Zentrum der allein selig machenden Kirche mitten im preußisch-protestantischen Berlin: Am Wochenende öffnet das „Katholische Zentrum“ seine Pforten.

Nach siebenjähriger Bauzeit und Kosten von 40 Millionen Mark ist am Oranienburger Tor in Mitte ein Gebäudekomplex entstanden, in den nach und nach fast alles einziehen wird, was in Deutschland katholisch und machtvoll ist: Die Bischöfe werden ihr Kommissariat der Bischofskonferenz, „Katholisches Büro“ genannt, hier beziehen. Die Laien, organisiert im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), eröffnen auf dem über 8.000 Quadratmeter großen Areal eine Außenstelle – und auch der Caritas-Verband mit Hauptsitz in Freiburg hat hier ein Lobbyistenbüro in Regierungsnähe.

Kleinere Institutionen werden folgen: wie etwa ein Redaktionsbüro der katholischen Wochenzeitung Rheinischer Merkur oder die Zentrale des Katholischen Frauenbundes. Nur die Botschaft des Vatikan, die Nuntiatur, kommt nach Neukölln. Und Militärbischof Johannes Dyba aus Fulda bekommt für teures Geld seinen eigenen Dienstsitz am Weidendamm.

Kernstück der Anlage ist ein Neubau der Katholischen Akademie, die seit 1990 hier in einem Altbau beherbergt war. Sie wird nach einer Festwoche am 12. Dezember eröffnet. Wie die Akademie-Direktorin Susanna Schmidt betonte, solle ihre Institution ein überparteiliches Gesprächsforum für Politik und Gesellschaft sein – auch kritische Geister wie etwa der Kirchenkritiker Hans Küng oder Eugen Drewermann sollen hier zu Wort kommen. Ein Dreisternehotel ist ebenfalls auf dem Gelände entstanden, als Tagungszentrum mit 36 Doppel- und 4 Einzelzimmern (Preis pro Doppelzimmer: 200 Mark). Es steht jedoch nicht nur Tagungsgästen offen.

Ein Haus sticht in dem Gebäudekomplex besonders heraus: Die Akademiekirche aus Granit und Glas. Es wird am Sonntag vom Berliner Kardinal Georg Sterzinsky und dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, dem Mainzer Bischof Karl Lehmann, eingeweiht. Es ist der erste katholische Kirchenneubau seit 1989 – und, wie Kardinal Sterzinsky sagte, „die schönste Kirche von Berlin“.

Philipp Gessler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen