Akademisches Plakatemalen

Vor dem G-8-Gipfel veranstalten Studierende am OSI gemeinsam mit dem Institut eine Projektwoche. Themen: die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Treffen – und der Widerstand dagegen

Von Martin Kaul

Wenn im Juni diesen Jahres die Staatschefs der sieben wichtigsten Industrienationen und Russlands zu Gast in Deutschland sind, sollen die BerlinerInnen wissen, worum es bei dem Treffen in Heiligendamm geht. Eine studentische Initiative am politikwissenschaftlichen Otto-Suhr-Institut (OSI) der Freien Universität ruft deswegen zu einem vorgelagerten Minigipfel anstelle der regulären Vorlesungen auf – und erhält dabei Unterstützung vom Institut. Die Projektwoche im Mai soll sich mit den Inhalten des Großereignisses auseinander setzen – und auch Formen des Widerstands dagegen thematisieren.

Am OSI, einstmals Symbol angewandter Herrschaftskritik, riecht zwar heute nur noch wenig nach Straßenkampf und Widerstand. Manchmal kommt das Rebellische aber doch durch: Für ihre Pläne, eine Woche lang den kompletten Lehrplan gegen eine öffentliche G-8- und Globalisierungs-Themenwoche einzutauschen, erhalten die Studierenden die Unterstützung der ProfessorInnenschaft. Einstimmig votierte der Institutsrat dafür, sämtliche Institutsveranstaltungen vom 7. bis zum 11. Mai auf G 8 und Globalisierung umzumünzen. Podiumsdiskussionen, Informationsveranstaltungen sowie Workshops sollen das Programm ergänzen.

Für das politikwissenschaftliche Institut, das seine Forschung verstärkt auf internationale Politik ausrichtet, bietet die Aktionswoche Profilierungspotenzial. „Angesichts der Aktualität dieses Ereignisses steht es uns gut zu Gesicht, die aufgeworfenen Fragen zur Globalisierung und ihrer Zukunft auf der Höhe der Zeit zu reflektieren“, sagt Institutsdirektor Peter Massing, sichtlich zufrieden mit der Initiative der Studierenden. Er wünscht sich eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung und erwartet Prominenz am Institut in Dahlem.

Wahrscheinlicher aber sind noch andere Gäste. Zwar richtet sich der öffentliche Minigipfel sowohl an die akademischen Zirkel selbst als auch an interessierte Bürgerinnen und Bürger. Doch auch einer dritten Zielgruppe stehen die Türen offen: den globalisierungskritischen Gruppen. Wer das politikwissenschaftliche Institut kennt, weiß, dass die Aktionswoche einen Monat vor dem Gipfeltreffen an der Ostsee sich auch zum Widerstandscamp für die Protestbewegung entwickeln könnte: „Die institutionelle Aktionswoche ist eine Steilvorlage: zur Mobilisierung und zum Protest gegen eine unsägliche neoliberale Herrschaftshaltung“, sagt Dennis Olsen, der am OSI studiert.

Das wiederum dürfte eine vierte Zielgruppe mobilisieren: den Verfassungsschutz. Der kennt sich am OSI schon aus. Erst im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass Professor Peter Grottian – als prominentes Mitglied des Berliner Sozialforums – lange unter Beobachtung stand. Und über was an dem Institut so nachgedacht wird, das dürfte die Verfassungsschützer im Mai sicher wieder besonders interessieren.

Wer sich am Minigipfel mit eigenen Ideen oder Veranstaltungen beteiligen will, sollte daher bei der Kontaktaufnahme mit den Initiatoren auf die Wortwahl achten: G8amOSI@gmx.de.