: Money for nothing
Auch wenn die Emeritierung ins Haus steht, Peter Grottian scheint keineswegs müde zu werden. Das ist nicht verwunderlich, hat er doch sein Amt als Professor für Politikwissenschaft nie als Ruhekissen, sondern als Basis für sein gesellschaftspolitisches Engagement begriffen. Politik vor allem als Arbeit an der sozialen Frage definierend, ist er durch mehr oder weniger spektakuläre Aktionen zivilen Ungehorsams bekannt geworden. Legendär sind die Schwarzfahraktionen gegen die BVG-Tarifpolitik und die Abschaffung des Sozialtickets. Trotz teilweise massiver Anfeindungen durch die Frontstadtkonservativen und die zumindest vermutete Bespitzelung durch den Verfassungsschutz ließ Grottian sich bislang nicht aus der Ruhe bringen. Straf- oder disziplinarrechtliche Konsequenzen hat er bislang nicht tragen müssen. Hinter all dem Aktionismus steht so eine Art Masterplan zur Verbesserung der sozialen Lage: das bedingungslose Grundeinkommen. Während viele VerfechterInnen der Idee hoffen, mit dem Grundeinkommen eine Hintertür zum Sozialismus gefunden zu haben, werfen (linke) KritikerInnen ihnen vor, in eine Fantasterei Energie zu stecken, die besser für ernsthafte Revolutionsversuche aufgewendet sollte. Peter Grottian kennt all diese Argumente und fügt ihnen einige hinzu. Seine Warnung vor dem Bau von Luftschlössern, genauso aber vor der starren Bewegungslosigkeit totaler Kritik gibt der Diskussion eine eigne Färbung, über die zu informieren sich Falko Hennig in der heutigen Ausgabe von Radio Hochsee anschickt, wo Grottians Ausführungen mit Filmschnipseln aus „Metropolis“, „1984“ und „Futurama“ untermalt werden. Es wird sicher interessant zu sehen sein, wie die dem Grundeinkommen zugeneigte Liga für Kampf und Freizeit aus dem Lesebühnenumfeld sich mit traditionslinken AktivistInnen und ihren argumentationsstarken KritikerInnen vertragen werden.
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