: Die klügste Christiansen Deutschlands
Das Comeback des Jahres wird still und leise angebahnt. Bisher gibt es nicht einmal eine offizielle Terminankündigung. Gerade diese zurückhaltende Vorbereitung weckt jedoch erst recht die Neugier der Berliner Gerüchteköche. Denn alle wissen: Wenn Eva Christiansen nach ihrer Babypause jetzt Anfang Mai „persönliche Medienberaterin“ der Kanzlerin wird, kehrt eine der einflussreichsten Frauen Deutschlands in die Politik zurück – auch wenn Christiansen das wohl dementieren würde.
Die 37-Jährige platziert sich selbst gerne in der zweiten Reihe. Höchstens. „Ich bin keine Politikerin, sondern Mittlerin“, sagte sie einmal in einem ihrer seltenen Interviews. Sie arbeite „lieber im Hintergrund“. Trotzdem oder gerade deshalb hatte Christiansen, die mit der TV-Moderatorin nichts zu tun hat, erheblichen Anteil an Angela Merkels Aufstieg. Als CDU-Pressesprecherin war sie seit 1998 stets in Merkels Nähe – und die gelernte Volkswirtin bewährte sich schnell in einer Welt, in der es auf geschickt lancierte Informationen sowie vertrauliche Hintergrundgespräche mit mächtigen Medienmenschen ankommt. Spätestens als die CDU-Spendenaffäre überstanden war und Merkel den innerparteilichen Machtkampf gewonnen hatte, wusste die neue CDU-Chefin aus dem Osten, dass sie sich auf die junge Pressesprecherin aus dem Westen hundertprozentig verlassen konnte. Dass Christiansen von nun an neben Merkels Büroleiterin Beate Baumann zu den wenigen ständigen Begleiterinnen der Vorsitzenden zählte, fiel natürlich auf – und führte zu Spott über das „Girls Camp“ in der CDU-Zentrale.
Merkel focht das nicht an. Als sie nach der Bundestagswahl 2002 Fraktionschefin wurde, nahm sie Christiansen mit. Auch hier, im Wespennest voller missgünstiger Abgeordneter, die nichts von der neuen Chefin hielten, half Christiansens Fähigkeit, die jeweilige Lage blitzschnell richtig einzuschätzen. Dazu kam ihr Talent, auch äußerst unangenehme Botschaften charmant zu verkaufen. Sie wäre also prädestiniert gewesen, nach Merkels Vereidigung zur Kanzlerin im November 2005 das Amt der Regierungssprecherin zu übernehmen. Doch damals war sie hochschwanger. Den Job bekam ein Mann – Ulrich Wilhelm. Christiansen kümmerte sich um ihre Tochter.
Erst mit eineinhalb Jahren Verspätung zieht auch Christiansen ins Kanzleramt ein. Als offizielle Beraterin. Als Symbol für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dank Bundestags-Kita. Ob es bei dem 28-Stunden-Job bleibt? Schon gibt es Gerüchte, Wilhelm könnte demnächst nach München wechseln – und Christiansen … Der traut man alles zu.
LUKAS WALLRAFF
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