piwik no script img

tresor macht wieder aufEine Legende kehrt zurück

Es ist schon schade, dass damals, 1995, aus dem Techno-Tower am Potsdamer Platz nichts geworden ist. Es wäre doch zu schön gewesen: Technodesign, Merchandising, Technolabels, DJ-Schulen – alles unter einem Dach und im Keller des legendären Tresor Clubs. Gründer Dimitri Hegemann hat nach dem Scheitern der Hochhauspläne weiter nach neuen alten Räumen geforscht und schließlich das 22.000 Quadratmeter große ehemalige Heizkraftwerk an der Köpenicker Straße aufgetan. Wenn nun der „neue“ Tresor heute eröffnet, kann man sich eigentlich nur darüber freuen.

KOMMENTAR VON CHRISTIANE RÖSINGER

Natürlich wird es nie mehr so sein wie in den goldenen Neunzigern, als der Tresor noch ein echtes Abenteuer, ein Schutzraum und zugleich der sicherste Club der Welt war. Damals kamen durch eine historische Chance – oder zumindest durch mehrere Zufälle – Mauerfall, Zwischennutzung und Detroit Techno zusammen.

In den unterirdischen Stahlkammern des ehemaligen Kaufhauses Wertheim an der Leipziger Straße traf sich ab 1991 ein sehr junges Publikum zwischen 18 und 26, also in den ersten Ausgehjahren des Lebens. Die Musik, die damals wirklich neu war, und der Tresor als Marke standen für viele Leute für extreme, intensive Erfahrungen, schnelles Kennenlernen – und das auch noch genau im ehemaligen Niemandsland.

Auch wenn heute manche in Berlin unken: Techno ist tot, die Zeiten der Massenraves sind vorbei, das neue Gebäude ist viel zu groß, das ist Größenwahn – viele junge musikinteressierte Menschen im europäischen Ausland warteten in den zwei tresorlosen Jahren sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung des Clubs. Und ganz nebenbei wurde mit dem Heizkraftwerk auch noch eine der allerletzten Industrieruinen dieser Größenordnung in Berlin-Mitte erhalten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen