: Jukebox
Das große Ganze ins Visier nehmen
Von der Indie-Fraktion geliebt werden Modest Mouse schon lange. Mit ihrem vorletzten Album „Good News for People Who Like Bad News“ (2004) ist ihnen zudem der Durchbruch in den Mainstream gelungen. Ihre neueste Veröffentlichung, die einen ähnlich schönen Titel trägt – „We Were Dead Before The Ship Even Sank“ –, brachte Modest Mouse, die aus einem Kaff namens Issaquahan im Bundesstaat Washington stammen und sich angeblich von einem Romanzitat zu ihrem Namen inspirieren ließen, sogar an der Spitze der amerikanischen Billboard-Charts. Ihre aktuelle Single „Smashing Dashboard“ zeigt, dass Modest Mouse so richtig groovig sein können. An Radiotauglichkeit steht die Band um Gitarrist und Sänger Isaac Brock inzwischen auch Hitlieferanten wie Franz Ferdinand um nichts mehr nach. Und obwohl sie ihren ganz eigenen, wiedererkennbaren Sound weiter kultivieren, klingen Modest Mouse immer noch genug nach Pavement oder den Pixies, um auch die Fans der alten Indierock-Schule abzugreifen.
Auch wenn sie sich selbst im Erfolg im wesentlichen treu geblieben sind – ihre sorgfältig geschichteten und manchmal spröden Klangcollagen klingen heute geglättet und weniger psychedelisch. Früher, das zeigt „The Moon & Antarctica“ (2000), ihr erstes Album beim Majorlabel Epic, waren Modest Mouse einen Tick versponnener und abgründiger – und dadurch auch das entscheidende Bisschen hypnotischer und eindringlicher. Auf „The Moon & Antarctica“ kreieren sie eine bei aller Abgründigkeit wunderschöne Atmosphäre, die man gar nicht mal in einzelne Einheiten und Hitsingles runterbrechen will. Dadurch würde man ihrer Liebe zum Detail und ihrem Händchen für Stimmungsbilder ja den Respekt absprechen. So akzeptiert man, dass der Blick der Jungs auf die Welt bisweilen zu hemmungslos in Richtung Introspektion schweift und gerade in der Albummitte etwas unkonturiert wird. Mit den Schwachpunkten bei einer solchen Nabelschau kann man bei dieser Band erstaunlich gut leben, die Larmoyanz von verhuschten Indiejungs geht ihnen nämlich zum Glück völlig ab. Eher formulieren sie den Willen, Selbstmitleid zu entschärfen, indem sie einen Schritt zur Seite treten und das große Ganze ins Visier nehmen – auch auf die Gefahr hin, dass man dadurch erst recht ins Stolpern kommt. Diese Platte hat eine ganz eigene Art von Dynamik. STEPHANIE GRIMM
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