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berliner szenen Systemzusammenbruch

Apfelkenner

Zuvor war alles eigentlich prima gelaufen. Zumindest technisch. Vieles, was das Macbook konnte, war ganz erstaunlich. Anderes hatte mich gestört: das kindische Design der Spiele, das lächerlich weiß glänzende Gehäuse, im Breitwandformat auf einem Weiß zu schreiben, das viel zu hell war. Aber schließlich sind „Autoren“ Mitte vierzig keine wichtige Zielgruppe für globalisierte Apple-Computer. Unser Verhältnis war benutzerisch. Um wirklich gute Freunde zu werden, hatten wir einfach zu viel Zeit miteinander verbracht.

Vor drei Tagen war Schluss. Die Programme erstarrten am Vormittag. Die Festplatte des Macbooks war gerade neun Monate alt. Als Letztes hatte sie ein Konzert von Grateful Dead geladen, bei dem ich vor 26 Jahren am Fernseher eingeschlafen war. Beim Laden hatte ich ein schlechtes Gefühl; der Rechner arbeitete hinter meinem Rücken, immer wieder musste ich hingucken. Trotzdem war der Systemzusammenbruch wie ein Schlag auf den Kopf. Natürlich hatte ich keine Sicherheitskopien. Alles, was im Kopf hätte sein sollen, war auf der kaputten Festplatte.

Stundenlang versuchte ich vergeblich, mit den Tricks des Benutzerhandbuchs die letzten neun Monate zu retten. Dann fuhr ich zu A., dem Apfelkenner, der mir im letzten Sommer zu dem Kauf des Macbooks geraten hatte. In seiner Wohnung war die Heizung kaputt und ließ sich nicht ausschalten. Im Bücherregal stand das neue Buch von Thomas Pynchon. A. probierte die ausgefallensten Tastenkombinationen. Ich guckte ihm zu und trank dabei Apfelsaft. Man macht irgendwas, dann passiert irgendwas; was angeblich passiert, wird konkretisiert in klassisch-schönen Grafiken auf dem Bildschirm. Zuzusehen ist ganz schön. DETLEF KUHLBRODT

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