: Gescheiterter Retter
Als Medizindekan hatte Matthias Schrappe einst die Privatuni Witten-Herdecke gerettet. Nun geht er im Streit
Die Privatuni Witten-Herdecke hat wieder einen Helden weniger. Der wissenschaftliche Geschäftsführer Matthias Schrappe, letztes Jahr noch als großer Reformer des Medizinstudiums gefeiert, hat gekündigt. Ohne Angaben von Gründen. Der taz bestätigte der 52-Jährige nur knapp „erhebliche Differenzen mit dem Präsidium“. Schrappe ist nicht der erste, der aufgibt. Erst im November schied Uni-Gründer Konrad Schily aus dem Direktorium aus. Dem heutigen FDP-Bundestagsabgeordneten war der Kurs des Präsidiums zu betriebswirtschaftlich.
Nicht mal ein halbes Jahr war Matthias Schrappe wissenschaftlicher Geschäftsführer. Dabei gilt der Professor der Medizin in Witten-Herdecke seit letztem Jahr quasi als Retter der Uni. Damals hatte der Wissenschaftsrat die Qualität des Medizinstudiums bemängelt. Zu schlecht in der Forschung, so das harsche Urteil. Ob das berechtigt war oder nicht, letztlich war damit die ganze Uni in Frage gestellt.
Schrappe legte als Dekan der Medizinischen Fakultät ein neues Konzept vor, das der Wissenschaftsrat schließlich akzeptierte. Künftig will sich die Uni Witten-Herdecke auf Versorgungsforschung spezialisieren, also auf die Frage, wie medizinisches Wissen an Ärzte und Patienten weitergegeben wird.
Sein Renommee als Retter hat ihm in seiner Funktion als Geschäftsführer offenbar wenig genützt. Zwar äußern sich weder Schrappe noch die Universität dazu, was zu dem Zerwürfnis in der Führungsetage geführt hat. Der Rücktritt kommt aber just zu dem Zeitpunkt, wo Uni-Präsident Wolfgang Glatthaar mit dem baden-württembergischen SRH-Konzern über eine finanzielle Beteiligung an der Privatuni verhandelt. Erst kürzlich waren die Leute von SRH in Witten-Herdecke, um die Bücher der Privatuni einzusehen. Wie weit SRH bei der Privatuni einsteigen will, ist noch nicht bekannt. Es gehe aber um eine Beteiligung „in relevantem Umfang“, sagt Unisprecher Dirk Hans.
Durch den Rücktritt von Schrappe ist dieser Plan öffentlich geworden. Seitdem ist die Uni in heller Aufregung. Am Dienstagabend trafen sich 300 Studierende, Mitarbeiter und Professoren, um über die Zukunft zu beraten. Mit großer Mehrheit verlangten sie, die Universität solle sich auf ihre Grundwerte besinnen. „Ich bin der festen Überzeugung, Geld folgt der Idee“, so Student Lukas Wallacher zur taz. DIRK ECKERT
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