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: Die Nutella-Nike-Connection

DFB-Nutella-Boy Kevin Kuranyi ist wieder da. Auf dem Platz und in der Fernsehwerbung. Auf eine gute Frage weiß er dennoch keine Antwort

Für den Deutschen Fußballbund und seine Sponsoren war der Länderspielabend in Düsseldorf eine gelungene Abwechslung. Nach dem 3:1-Sieg schlürften die Promis und Journalisten in der Mercedes-Benz-VIP-Zone zufrieden ihr Bitburger Pilsbier. Die erste gute Nachricht des Abends: Nach Nike und Adidas hat kein weiterer großer Sportartikelhersteller eine neue Millionenofferte auf den Tisch gelegt. Die Situation im „Ausrüster-Krieg“ (Bild) hat sich also nicht verschärft – weshalb DFB-Mediendirektor Harald Stenger eher entspannt mit einer dicken Adidas-Daunenjacke durch die sommerwarme Düsseldorfer LTU-Arena laufen konnte.

Die beste und zweite gute Nachricht für den DFB: Kevin Kuranyi, der Nutella-Boy, ist wieder da. Mit einem Kopfballtor zum 1:0 feierte der Schalker Stürmer sein Comeback mit dem Adler auf der Brust. Nicht nur sportlich, sondern auch sponsorentechnisch schafft die Rückkehr Kuranyis Entlastung für die DFB-Strategen in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise. Die Vorgeschichte: Kuranyi gehörte zu den Hauptfiguren eines DFB-Fernsehwerbespots für den juvenilen Brotaufstrich Nutella – doch der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann hatte den Angreifer vor der WM 2006 aussortiert.

Für Nutella – stolzes Mitglied des sogenannten DFB-Ernährungspools – war das eine unangenehme Sache. Der Spot, in dem Kuranyi mit anderen DFB-Spielern am Frühstückstisch Nutella-Stullen verdrückt, wurde denn auch während der WM eher selten gesendet. Jetzt ist Kuranyi zurück – in den Werbepausen und in der Nutella-Nationalelf.

Geläutert und verletzt (vom Fußtritt eines Schweizer Abwehrspielers) trat er am Mittwochabend vor die Pressekonferenz – ohne Nutellaglas. Wie ein Graf von Monte Christo in kurzen Hosen kehrte er zurück. Die martialische blutige Schramme an der Stirn stand als Symbol für den vermeintlich neuen Kuranyi. Doch die Versehrtenfassade hielt nur ein paar Minuten. Er habe in den Monaten seiner DFB-Abstinenz „viel gelernt“, gab Kuranyi in seinem säuselnden Slang zu Protokoll. Auf die Frage eines Journalisten, was genau er denn gelernt habe, wusste der Schalker keine Antwort. „Äh.“ Pause. Verlegenes Grinsen. „Äh. Kann ich nicht beantworten. Gute Frage.“ Mediendirektor Stenger brach das peinliche Frage-keine-Antwort-Spiel ab. In einem möglichen DFB-Nike-Spot hat sich Kuranyi für eine Hauptrolle empfohlen.

MARTIN TEIGELER