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Archiv-Artikel

DIE GESELLSCHAFTSKRITIK Ihr Reich komme!

WAS SAGT UNS DAS? Konservative in den USA verwursten ein gern auf Beerdigungen gesungenes Lied zu einer Sarah-Palin-Hymne

Dass Sarah Palin, amerikanische Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner, Ambitionen aufs Weiße Haus hegt, bestätigt sie offiziell nicht. Doch Spekulationen und Hoffnungen, die Tea-Party-Ikone Palin könne zu Höherem berufen sein, gibt es zuhauf und sie werden von konservativen Medien wie Fox News mit Verve unterstützt.

Damit es auf jeden Fall was mit der Präsidentschaftskandidatur 2012 wird, kann sich die Politikerin aus Alaska einer breiten Unterstützung patriotischer Amerikaner sicher sein. Besonders engagiert zeigt sich Sänger Gary McVay, der mit weiblicher Unterstützung die „Sarah Battle Hymn“ eingesungen hat. „Sie ist kein Havard-Anwalt, aber sie weiß, was die Gründer der Nation im Sinn hatten“, singt McVay mit viel Pathos in der Stimme und begleitet von einer äußerst musikalischen Dame.

McVay trägt seinen Pro-Palin-Song auf einer Kanzel vor und singt feierlich: „Sarah Palin wird sie alle ins Gefängnis werfen, und wenn sie in Washington ist, wird es höllisch kalt.“ Palin auf dem Weg zur Weltherrschaft, auf jeden Fall aber auf dem besten Wege, Barack Obama und die Demokraten aus dem Weißen Haus zu vertreiben. Die kühle Brünette aus dem Norden „kommt in den Süden und jagt ein paar Stinktiere“, singt der glühende Palin-Verfechter und hat damit direkt auch mal die Jagd-Rhethorik ausgepackt, derer sich Palin auch allzu gerne bedient.

Den entsprechenden patriotischen Touch erhält der Text durch die Melodie, die sich McVay von „The Battle Hymn of the Republic“ geliehen hat. Getextet während des Amerikanischen Bürgerkrieges und erstmals veröffentlicht 1862 im Atlantic Monthly, ist es eine der patriotischen Hymnen Amerikas. Der Song stilisiert den amerikanischen „Helden“, der „die Schlange mit seinem Absatz zerquetschen wird“.

Gerne angestimmt auf Beerdigungen großer amerikanischer Persönlichkeiten, etwa Ronald Reagans, dient es den patriotischen Palin-Fans als Basis, um textlich aufzutrumpfen. Die Refrain-Zeile des Originals, „Glory, glory, halleluja“, wird bei der Sarah-Palin-Hymne von einem langgezogenen „Saaarah Palin“ ersetzt. Und sie ist die Frau, die sie hat, die Weisheit, „durch offene Türen zu schreiten“. Gewidmet ist das Lied allen Patrioten in den USA.

Brillant getextet, euphorisch vorgetragen und schmissig inszeniert – die „Sarah Battle Hymn“ wird ganz sicher die Grundlage für Palins Herrschaft legen. Oder – wenn die Leute wirklich hinhören – sie verhindern. RIEKE HAVERTZ

■ Das Lied gibt’s auf taz.de/netz