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Archiv-Artikel

Die Randale, die keine war

Nach dem Fußballspiel von Eintracht Braunschweig gegen den 1. FC Köln sei es am Wochenende zu Ausschreitungen gekommen, schrieben lokale Zeitungen. „Stimmt gar nicht“, heißt es bei der Polizei. Alles im grünen Bereich

Die Randale nach dem Heimspiel des Fußballzweitligisten Eintracht Braunschweig gegen den 1. FC Köln war sehr viel schwächer als lokale Medien berichteten. „Massenkrawalle hat es nicht gegeben“, sagte der Braunschweiger Polizeisprecher Joachim Grande der taz. Es habe sich lediglich um eine Einzelperson gehandelt, die die Scheibe eines Straßenbahnwaggons zerschlug, in dem die Eintrachtfans nach Hause fuhren. Dieser Randalierer sei festgenommen worden und selbst gar nicht vom Fußballspiel gekommen, sagte Grande. Außerdem sei eine Leuchtstoffröhre demoliert und ein Nothammer entwendet worden. So etwas passiere jedes Mal, wenn nach Großveranstaltungen Menschenmassen im Nahverkehr unterwegs sind. Am vergangenen Freitag hatten 19.700 Fans das Stadion besucht. Zu Auseinandersetzungen zwischen den gegnerischen Fans sei es dabei nicht gekommen, sagte Polizeisprecher Grande.

Auch die Braunschweiger Verkehrs AG widersprach den Meldungen von massiven Ausschreitungen nach dem Fußballspiel. Sachbeschädigungen von mehr als 10.000 Euro seien nicht entstanden. Der Gesamtschaden dieses Abends belaufe sich auf exakt 975,39 Euro, sagte Verkehrs-AG-Pressesprecher Christopher Graffam. „Die Krawalle waren nicht stärker als bei anderen Heimspielen auch. Der beschädigte Waggon ist wieder einsatzbereit.“

Laut Aussagen der örtlichen Polizei hat sich in Braunschweig zwar eine Szene gewaltbereiter Fangruppen etabliert, diese sei aber nicht größer als andernorts. Die Kooperation zwischen den Beamten und dem Verein klappe „sehr gut“. Der bereits Ende letzten Jahres von der Stadt geplante runde Tisch gegen Gewalt im Umfeld der Eintrachtspiele wird diese Woche das erste Mal zusammenkommen. Delegierte der Stadtverwaltung, der Polizei und das Präsidium des Braunschweiger Fußballvereins wollen so praktische Lösungsansätze erarbeiten und Konzepte für die Arbeit in der sozialen Umgebung von Gewalttätern diskutieren.

Die Polizei sieht in Braunschweig keine Gefahr, dass Zustände wie in Leipzig auch hier möglich sind. Polizeisprecher Joachim Grande: „Ich habe mich dieses Wochenende an eine Geschichte erinnert, als vor einem Jahr nach einem Spiel gegen Dresden Berichte kursierten, die von einer Straßenschlacht zwischen 1.000 Dresdener Fans und der Polizei sprachen. Ich war damals vor Ort im Einsatz und nichts dergleichen war geschehen.“ Mart-Jan Knoche