: Besser Handeln mit Konfuzius
China hält Politiker und Unternehmer im Norden auf Trab. Die Chinesen zeigen verstärkt Interesse, vor Ort präsent zu sein: In Hannover eröffnet nun Norddeutschlands erstes Konfuzius-Institut. Das zweite soll in Hamburg entstehen
Man kann es nicht anders sagen: Der Austausch mit China brummt. Da war erst der niedersächsische Landtagspräsident Jürgen Gansäuer (CDU), der vergangenen Herbst so üppig das Land der Mitte bereiste, dass der Bund der Steuerzahler anschließend verstimmt war. Anfang Mai wird nun Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) ein neues Büro des Landes in Schanghai eröffnen und sich dabei von 35 Unternehmern begleiten lassen. Umgekehrt beehrt am kommenden Freitag das traditionelle Zhejiang-Orchester den hannoverschen Kuppelsaal, um die Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest einzuleiten. Moderiert wird der Abend prompt von Freddy Quinn, dessen Song „La Paloma“ in einer TV-Sendung zum „Jahrhundert-Hit der Deutschen“ gewählt wurde.
Reisen und Kultur sind das eine, das andere aber sind konstante Verbindungen, an denen die Chinesen verstärkt Interesse haben. In Anlehnung an die deutschen Goethe-Institute will China in den nächsten fünf Jahren weltweit rund 200 Konfuzius-Institute gründen, um die chinesische Sprache und Kultur bekannter zu machen. In Deutschland gibt es derzeit erst drei Konfuzius-Institute in Berlin, Erlangen und Düsseldorf. Klar ist, dass nun auch eines in Hannover eröffnet wird: Die Verträge sind unterzeichnet, erste Veranstaltungen sind für den kommenden Herbst geplant.
Angesiedelt ist das Konfuzius-Institut beim Chinesischen Zentrum Hannover. Dieses wurde 1997 als eingetragener Verein mit Unterstützung des niedersächsischen Bildungsministeriums gegründet und hat seitdem nie das Ziel aus den Augen gelassen, Sitz eines Konfuzius-Instituts zu werden. Finanziert werden solle das Institut durch Zuschüsse der chinesischen Seite und durch eigene Einnahmen, sagt der Geschäftsführer des Chinesischens Zentrums Hannover, Heinz-Dieter Goedeke. Zunächst werden zwei Dozenten aus China nach Hannover entsandt, „bei Bedarf könnten es aber auch mehr werden“, sagt Goedeke.
Außerdem planen die Hannoveraner, Außenstellen einzurichten. Aktuellster Kandidat dafür ist Wolfsburg, was nicht ganz verwundert: Mitglied im Verein Chinesisches Zentrum Hannover ist neben liquiden Unternehmen wie Siemens oder Varta auch der Wolfsburger Großkonzern Volkswagen, der seit über 20 Jahren in der Volksrepublik aktiv ist.
Aber auch in anderen Städten wie Braunschweig oder Bremen könnte sich Goedeke Außenstellen des Instituts vorstellen. Nur Hamburg ist tabu: Dort ist man an der Universität momentan auch mit der Gründung eines Konfuzius-Instituts beschäftigt, hat vom Senat bereits das Startkapital zugesagt bekommen und wird Ende Februar nach China reisen, um eine Rahmenvereinbarung zu unterzeichnen.
Wobei die Idee in Hamburg viel mit der Wirtschaft zu tun hat: An der Elbe haben sich Dank des Hafens mittlerweile über 400 chinesischen Firmen angesiedelt. Nach dem Willen von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) geht es nun darum, Hamburgs „Funktion als Brückenkopf Chinas nach Europa weiter zu stärken.“
„Wir würden uns wünschen, dass das Konfuzius-Institut auch in Richtung Weiterbildung für die Business-Community geht“, sagt der China-Referent der Hamburger Handelskammer, Jens Aßmann. Und auch im Chinesischen Zentrum in Hannover ist die Wirtschaft präsent: Dort bot und bietet man in Zusammenarbeit mit der Handelskammer Hannover bereits Schulungen in Sachen China an. Am Ende steht dann eine Prüfung – und der Titel: „China-Manager IHK Hannover“. Klaus Irler