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Archiv-Artikel

Moers plant die Flucht

Volleyball-Erstligist Moerser SC erwägt Ortswechsel nach Düsseldorf. Alte Halle hat nur Luft für 600 Zuschauer

MOERS taz ■ Gibt es demnächst in der Grafenstadt Moers keinen erstklassigen Volleyball-Sport mehr? Glaubt man den Worten des MSC-Bosses Günter Krivec, dann könnte es damit bald vorbeisein. Denn der 64-jährige Apotheker, seit Jahren allmächtiger Chef des Pokalfinalisten Moerser SC, will mit der ersten Mannschaft möglicherweise nach Düsseldorf gehen – eine Aktion, die aus der Not geboren ist: „Wenn uns die Verhältnisse zwingen, den Volleyball in Moers aufzugeben, muss ich nach Alternativen suchen, damit der Volleyball am Niederrhein nicht untergeht.“ Der Zwang – das sind die Auflagen des Deutschen Volleyball-Verbandes DVV, die als Minimum für einen Zuschauerzugang zu den Spielen eine Hallenkapazität von 1.000 Zuschauern vorsehen. Das Sportzentrum Rheinkamp – der Spielort der MSC-Herren – darf nur 600 Zuschauer aufnehmen, wegen lüftungstechnischer Probleme.

In Moers selbst gibt es dazu momentan noch keine andere Möglichkeit: „Die Alternative ist Düsseldorf“, so Krivec. Es habe bereits konstruktive Gespräche mit dem Sportamt der Stadt Düsseldorf gegeben: „Da besteht das Interesse an Volleyball-Sport und Düsseldorf als Sportstadt.“ Bei der Suche nach einer Halle sei man bereits fündig geworden. Es könnte die Mehrzweckhalle Düsseldorf-Nord sein: „Da passen 3.000 bis 4.000 Zuschauer rein, da gibt es Gastronomie und die Chance auf nationale und internationale Begegnungen. Da hat man uns gewisse Mietbedingungen genannt. Die Stadt will aber die Miete für den Verein zahlen.“

Als Sponsor will Krivec die Düsseldorfer Sparkasse gewinnen. Da habe es eine noch nicht verbindliche, aber generelle Zusage für ein Sponsoring gegeben. Als nächsten Schritt will der MSC-Boss die Vereine ansprechen. Krivecs Plan ist, in Düsseldorf mit der ersten Mannschaft einen neuen Verein zu gründen. In Moers sollen demnach die MSC-Amateur- und Jugendabteilungen bis zur Regionalliga bleiben. Dazu kommen noch die Perspektiven für das Düsseldorfer Lessinggymnasium als mögliches NRW-Sportgymnasium, wenn der Westdeutsche Volleyballverband seine Talente dann nicht mehr nach Frankfurt und Berlin abgeben muss.

Einfach so weggehen aus Moers will Krivec aber nicht: „Ich würde es höchst bedauern, dass die Verhältnisse nicht so grade gerückt werden könne, wenn das nicht wenigstens über die Zuschauerzahl zu regeln wäre. Ich sehe das momentan nicht als erfüllbar an.“ Vor der Playoffserie müsse das Problem geregelt sein. Abwarten will Krivec jetzt auf Luftmessungen der Stadt beim nächsten Heimspiel gegen den Spitzenreiter Düren am kommenden Mittwoch: „Da erwarten wir mehr als 1.000 Zuschauer – die lassen wir rein, und dann lassen wir das messen. Wenn mehr als 1.000 möglich sind, müssen wir den Sport in Moers noch nicht aufgeben.“ Darauf setzt auch der Moerser Bürgermeister Norbert Ballhaus: „Das ist momentan noch nicht dramatisch.“ Als mögliche Alternativ-Vision sieht er einen geeigneten Veranstaltungsort für Sport und Kultur in der Stadt: „Dafür braucht man aber Investoren“, meint der erste Bürger der hochverschuldeten Kommune. Ballhaus als bekennender Volleyballfan und Besucher der MSC-Spiele gibt sich aber kämpferisch: „Wir haben einen Satz abgegeben, aber das Spiel wollen wir trotzdem gewinnen. Erst mal geht‘s darum, unsere Adler in Moers zu halten.“

ALEXANDER FLORIÉ