Mein Freund, der Baum, ist tot

Betr.: „Neumeyer sägt sich ein Denkmal“, taz bremen, 19. 2. 2007

Mich bekümmert es sehr, wie aus diesem ehemals gemütlichen Bremen eine mit Schneisen aus Beton, Steinen und Teer durchzogene Stadt wird. Nun soll hier Ersatz geschaffen werden, nur in der Zeit, in der ich in Bremen lebe, ist noch kein Baum so groß geworden wie die, die zurzeit gefällt werden. […] Bis der Ausbau des Concordia Tunnels in ein paar Jahren vollendet ist, hätten die Bäume noch viel Sauerstoff spenden können. PETER DAWID, Bremen

Kein wohldenkender Mensch würde sich, damit er mehr Platz im Bauch hat, ein Stück seiner Lunge entfernen lassen. Bäume sind, das lernen die Kinder heute in der Schule schon, die Lunge der Erde. Aber der Senator ist schon etwas älter, vielleicht hat man ihm diese wissenschaftliche Erkenntnis früher in der Schule nicht gelehrt. Oder meint er, da es nicht seine Lunge ist und er nicht unter den Folgen leiden muss, kann er tun, was er will? Nun, die bevorstehenden Wahlen werden zeigen, wie dankbar die Bevölkerung Bremens ihm für diese Lungenamputation ist. OLAV VAN GERVEN, Bremen

Erst heute Morgen bin ich beim Zeitungsaustragen auf die hinterhältige Fällaktion sonntags früh um sieben gestoßen… Ich war ziemlich geschockt, als ich ca. 20 Polizisten und acht Fahrzeuge sah, wie sie Wache hielten, während die Bäume heimlich abgesägt und sofort beseitigt wurden. Mir kamen die Tränen, und eine Art Wut kroch in mir hoch. FENIA METTE, Bremen

Entgegen den vollmundigen Versprechungen Bremer Regierungspolitiker gab es für die Anwohner keinerlei Ankündigungen für das nächtliche Abholzen der Bäume unter Polizeieinsatz. Im Gegenteil waren die Anwohner auch von der Bremer Straßenbahn AG getäuscht worden, die noch am Samstagabend einen durchgehenden Verkehr der Nachtlinien auf Anfrage als Auskunft gegeben hatte. Den um 4.45 anrückenden Polizeifahrzeugen folgten die Absperr- und Sägetrupps von Bremen „Stadtgrün“, die das makabre politisch gewollte Baumsterben schließlich ausführten. Für das Abschlachten der Bäume hat keinerlei verkehrspolitische Notwendigkeit bestanden: Was soll eine Straßenausweitung vor einem vorgeblich zu engen Concordia-Tunnel, für dessen Ausweitung zwei bis drei Jahre geplant sind? Zumindest solange hätten die Sägen noch Zeit gehabt.

GÜNTER KNEBEL, BI „Keine Stadtautobahn“, Bremen

Das konnten wir uns auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie es noch einmal klammheimlich versuchen sollten. Was macht der brave Bürger? Er geht ins Bett, um dann um halb fünf am Sonntag morgen aus dem selben geklingelt zu werden. Und was dann kam, hat nun in der Tat mein Weltbild erschüttert: Auf der Demonstrantenseite die Apo-Opas 50 plus und auf der anderen Seite deren Kinder Mitte 20. Auf die Frage, ob sie die Fällaktion billigen, verneinen sie und dann kommt es: Sie machen hier nur ihren Job. Sie wussten zumindest nicht wirklich, um was es geht: Da beschließt Europa die 120 Gramm-Grenze pro gefahrenen Autokilometer und die Bremer Politiker haben nichts anderes vor, als eine Stadtautobahn durch Bremen zu legen, an einer Stelle, die schon jetzt den höchsten Feinstaubgehalt in der Luft hat. Wenn Europa sich durchsetzt, und das wollen wir doch stark hoffen, wird die Schwachhauser Heerstraße bald eine verkehrsberuhigte Straßenbahntrasse sein. Nur die schönen alten Linden, die sind dann nicht mehr da.

JOACHIM PAETOW, Bremen