: KGB verleiht Pudding
Preis-Jubiläum in Ostwestfalen. Einst war sie eine unbekannte Satirewerkstatt, heute vergibt die Kabarettgemeinschaft Bielefeld zum zehnten Mal den renommierten Nachwuchspreis
VON PEGAH BYROUM-WAND
„Wer hat uns verraten? Die Sozialdemokraten!“ Mit solchen Seitenhieben gewann der 23-jährige Marc Uwe Kling im Februar 2006 den Bielefelder Kabarettpreis. Mit seinem Programm über die Generation Praktikum, die gelernt habe, wie moderne Ausbeutung im 21. Jahrhundert aussieht, begeisterte er das Publikum. Der Preis wurde der Grundstein seiner Karriere als Kabarettist. Im Januar diesen Jahres ist Marc Uwe Kling bei TV Total aufgetreten und wird im April beim großen WDR Kabarett-Matinée zu sehen sein. Er ist einer von vielen GewinnerInnen aus Bielefeld, die später professionelle Unterhalter wurden. „Ich bin stolz, dass wir meistens den richtigen Riecher hatten“, sagt Daniela Brunne von der Kabarettgemeinschaft. Der an eine Wand genagelte „Pudding“-Preis sei nicht nur ein augenzwinkernder Querverweis auf die Oetker-Stadt, sondern solle vor allem eines vermitteln: Man kann das Unmögliche möglich machen.
Der ostwestfälische Kabarettpreis feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. 1998 war die Kabarettgemeinschaft eine fast unbekannte Satirewerkstatt. Dann überlegte man sich das Förder-Konzept für junge Entertainer. Heute ist die, von ihnen seitdem jährlich vergebene, Süßspeise als Wandbehang zu einem der renommiertesten Kleinkunstpreise im deutschsprachigen Raum geworden.
Am kommenden Wochenende treten auf der bekannten Bielefelder Kleinkunstbühne „Zweischlingen“ wieder sechs NachwuchskünstlerInnen beim satirischen Wettstreit gegeneinander an. In der ersten Runde spielt jeder ein viertelstündiges Kurzprogramm. Das Publikum wählt anschließend per Stimmkarte die drei Finalisten aus. Am Samstag entscheidet eine Fachjury nach einem jeweils dreißigminütigen Programm, an wen in diesem Jahr der „Pudding“ verliehen wird. Zusätzlich zur süßen Trophäe erhält die SiegerIn ein nettes Preisgeld von 1.700 Euro sowie einen tollen Soloauftritt im Zweischlingen im Herbst. Am Finaltag auch der Zusatzpreis an die Siegerin oder den Sieger der Publikumswertung vergeben. Den stiftet in diesem Jahr zum ersten Mal die taz nrw.
Die AnwärterInnen 2007 kommen schön verteilt aus der ganzen Republik. Das Duo Ass-Dur und Jundula Deubel kommen aus Berlin, Michael Schönen (eine richtige „Jambensau) aus Köln, Florian Kopp aus München, das Hottentotten-Rennquintett aus Mannheim. Aus dem deutschsprachigen Ausland kommt Der Koshuh, er stammt aus dem verschneiten Innsbruck und entführt sein Publikum in das noch unerforschte Unter-Unterbewusstsein eines unter der Dusche verunglückten Mannes. Jundula Deubel spielt lieber eine optimistische und alleinerziehende Supermarktverkäuferin mit Hang zum Größenwahn und Ass-Dur liefern passend zum Kabarettpreis ein Pfannkuchenrezept als Grundlage für eine romantische Popballade.
Der Kabarettpreis richtet sich ausdrücklich nur an KünstlerInnen, die nicht älter als dreißig sind und nicht mehr als ein Programm produziert haben. Damit stellt der Preis eine Ausnahme unter den deutschen Kabarett- und Kleinkunstpreisen dar. Preisträger Marc Uwe Kling erinnert sich gut an die familiäre, unkomplizierte Atmosphäre. „Ich habe gemerkt, dass der Wettbewerb von einer erfahrenen Künstlergruppe organisiert wurde“, sagte er der taz. Dadurch sei ein angenehmes Klima ohne Konkurrenzdruck für alle TeilnehmerInnen entstanden.
Im Jubiläumsjahr findet Ende April noch eine Gala in der Rudolf-Oetker-Halle mit allen Preisträgern der letzten 10 Jahre. Diese haben die Möglichkeit, Ausschnitte aus ihrem aktuellen Programm zu präsentieren.