: 14 Jahre ungestraft
JUSTIZSKANDAL
Warum wurde die Aufklärung des Bremer „Bunkermordes“ mehr als ein Jahrzehnt lang verschleppt? Diese Frage beschäftigte am Mittwoch den Rechtsausschuss der Bremischen Bürgerschaft. Denn während die Mörder von Ayse Dizim und Serif Alpsozman ihre Strafen bereits abgesessen haben, mussten sich vier ihrer mutmaßlichen Tathelfer bis heute nicht vor Gericht verantworten – 14 Jahre nach der Tat.
Der „Bunkermord“ trug sich 1999 am U-Boot-Bunker Valentin im Bremer Stadtteil Farge zu: Dort wurden Ayse Dizim und Serif Alpsozman umgebracht – weil die PKK, in der beide aktiv waren, ihre Ehe missbilligte. PKK-Funktionäre verlangten aus Gründen der „Parteidisziplin“ ihre Trennung. Weil sie sich weigerten, mussten sie sterben: Drei Männer verschleppten das Paar zum Bunker. Dizim wurde dort im Schlick am Weserstrand erstickt, Alpsozman mehrfach von einem Auto überfahren und dann mit einem Schraubenschlüssel erschlagen.
Die Täter wurden 2003 wegen Totschlags und Beihilfe zu 13, 15 und 9,5 Jahren Haft verurteilt. Danach sollte das Verfahren gegen vier Männer eröffnet werden, die an der Vorbereitung und am Versuch der Vertuschung der Tat beteiligt gewesen sein sollen. Aber das geschah nicht.
Als „Skandal“ bezeichnete das die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Maike Schaefer: „Die hohe Arbeitsbelastung des zuständigen Gerichtes kann keine Ausrede für Untätigkeit sein.“
Dagegen erklärte die Präsidentin des Landgerichts Bremen: Nur ein Richter habe als ehemaliger Beisitzer der Hauptverhandlung über gründliche Kenntnisse des Falles verfügt – und der habe wegen Arbeitsüberlastung die Bearbeitung stets verschieben müssen. Um Entlastung bitten wollte er nicht, was er heute bereue.
Nun habe er für diesen Sommer die Bearbeitung des Falles geplant. Das Präsidium werde neue Fälle auf andere Kammern verteilen, versprach es. Sollten die Tathelfer nicht wegen „Beihilfe zum Totschlag“ angeklagt werden, wird es freilich gar nicht zu einem Verfahren kommen: Leichtere Straftatbestände sind mittlerweile verjährt. SCHN