WAHRE MOMENTE DER GESCHICHTE: DER BLITZSCHLAG VON OSNABRÜCK

In unserer geschwinden Zeit geht so mancher historische Moment im Strudel der Ereignisse hopps. Die Wahrheit greift deshalb in loser Folge Bedeutendes auf, das sonst nirgends angemessen honoriert wird. Wie zum Beispiel das beispiellose, folgenreiche Naturereignis am 11. August 1111, heute vor 913 Jahren, als im Rahmen eines tradierten Sommergewitters rund um das Kloster Osnabrück ein Kugelblitz von derartiger Wucht in die dortige Gebeinekammer einschlug, dass innerhalb von „einer halben Beichtkerze“, so die Betbücher, fast alles unter herunterprasselnder Glut begraben wurde. Sämtliche 23 Mönche raffte die Feuersbrunst hinweg – nur das für den Kräutergarten zuständige Faktotum Franz überlebte. Letzteres hatte nicht nur ein Händchen für Sauerampfer, sondern hegte auch Lust am damals aufkommenden Urbanismus. „Mit dem Kloster ist es Essig, jetzt muss eine Stadt her“, dachte sich der rüstige Gärtner und pflockte um 21.45 Uhr, die Geburtsstunde der heutigen Großstadt Osnabrück, ein selbstgemaltes Ortsschild ein. Ganz im Sinne der Wahrheit, die auch ständig ihr Revier markiert.