Kopflos am Millerntor

Das Präsidium des FC. St. Pauli tritt zum 26. März wegen Differenzen mit dem Aufsichtsrat zurück. Der befürchtet nun „eine Schlammschlacht, die dem Verein schadet“

Der Fußball-Regionalligist FC St. Pauli ist führungslos. Gestern informierte das dreiköpfige Präsidium unter Leitung von Vereinspräsident Corny Littmann den Aufsichtsrat des Clubs von seinem Rücktritt zum 26. März. Gleichzeitig berief die noch amtierende Vereinsführung für den 25. März eine Mitgliederversammlung im CCH ein, auf der die Krise debattiert werden soll.

Der Rücktritt auf Raten läutet das Schlusskapitel einer Auseinandersetzung zwischen Präsidium und Aufsichtsrat des Kiez-Clubs ein, die in den vergangenen Monaten immer weiter eskalierte. Das Kontrollgremium hatte sich geweigert, Littmann und seine Stellvertreter Markus Schulz und Klaus Rummelhagen, deren Amtszeit morgen endet, den Vereinsmitgliedern für eine erneute, vierjährige Amtszeit vorzuschlagen.

„Wir haben in den vergangenen Monaten die Gewissheit erhalten, dass der Aufsichtsrat dieses Präsidium nicht will“, begründete Littmann den Rücktritt. Eine „konstruktive Zusammenarbeit“ mit den gewählten Kontrolleuren sei deshalb „nicht mehr möglich“. Mehrfach hatte Littmann den Aufsichtsrat aufgefordert, bis zum Ende seiner Amtszeit ein deutliches Signal zu geben, da er „ohne Mandat der Mitglieder als Präsident nicht zur Verfügung“ stände. Stattdessen war in den vergangenen Tagen durchgesickert, dass der Aufsichtsrat den NDR-Indentanten Jobst Plog gebeten hatte, sich als Vereinspräsident zur Verfügung zu stellen. Zwar hatte Plog dankend abgelehnt, die alternative Kandidatensuche das Fass für Littmann & Co aber zum Überlaufen gebracht. Vize-Präsident Markus Schulz wurde da deutlich: Der Umgang des Aufsichtsrats mit Littmann sei „unmöglich“ gewesen. In Hinblick auf die einberufene Mitgliederversammlung sagte Schulz, der Abgang des Präsidiums sei „kein taktischer Rücktritt“.

Aufsichtsratssprecher Tay Eich hingegen vermutet hinter dem angekündigten Rücktritt genau diesen taktischen Winkelzug. „Nun werden die Mitglieder mobilisiert, das Präsidium zu halten und den Aufsichtsrat zu stürzen“, sagt der Jurist über die Zukunft und befürchtet „eine von Littmann losgetretene öffentliche Schlammschlacht, die dem Verein schaden“ werde. Eich weiter: „Wer nur mit Ultimaten statt mit Argumenten arbeitet und so einen dramatischen Höhepunkt inszeniert, dem geht es nicht um den Verein, sondern nur um das eigene Ego.“

Eich verteidigte die Haltung des Aufsichtsrates, „erst anstehende Sachfragen, die die Zukunft des Vereins entscheidend prägen werden“ mit dem Präsidium klären zu wollen und erst dann eine Entscheidung über die zukünftige Vereinsführung zu treffen. „Dieser Auseinandersetzung über Sachfragen weicht Littmann jetzt aus“, sagt Aufsichtsratssprecher Eich. MARCO CARINI