: Wir brauchen Zeichen für die Ewigkeit
ACHTUNG! Atommüll strahlt länger, als unsere Vorstellungskraft reicht. Wie warnen wir dennoch nachfolgende Generationen?
Atommüll strahlt – Zehntausende Jahre. Länger, als man das gelb-schwarze Schild verstehen wird, das uns in der Gegenwart vor atomarer Strahlung warnt. Wie müsste also ein Hinweis aussehen, der auch noch in Tausenden Jahren vor der toxischen Wirkung und Halbwertszeit des atomaren Mülls warnt?
Die taz bat fünf IllustratorInnen, sich über diese Frage Gedanken zu machen. Die Warnhinweise müssen eine Gefahr visualisieren, die mit den menschlichen Sinnen nicht wahrzunehmen ist. Und sie dürfen sich nicht auf sprachliche oder kulturelle Codes verlassen, die uns zwar heute klar verständlich sind, die in Tausenden Jahren aber nicht mehr funktionieren werden. Der Philosoph Alexander Kluge dachte sogar über das Schaffen einer Kirche von Warnern nach, denn Kirchen seien bisher die langlebigsten Institutionen.
Mit einem Millionenbudget ausgestattet, macht man sich über diese Frage auch in den USA Gedanken: Dort hat die Energiebehörde ein Projekt für oberirdische Warntafeln ausgeschrieben. Forscher haben versucht, universelle Lösungen zu finden, die auch noch in 400 Generationen auf Anhieb verstanden werden sollen. Das Ergebnis ist eine Art Comic, in dessen Zentrum ein entsetztes Gesicht abgebildet ist, das dem Bild „Der Schrei“ von Edvard Munch ähnelt. MLA
■ Das Ergebnis des US-Projekts: http://1.usa.gov/h4gJ3X.Die Warntafel ist auf Seite 25 abgebildetIllustrationen: Jörg Dommel, Dieter Jüdt, Birgit Jansen, Karsten Petrat, ©TOM