: Vorwurf der Tarifflucht
MEDIEN Drei komplette Außenredaktionen kauft der Bremer „Weser Kurier“ inzwischen bei einem „Pressedienst Nord“ ein. Der gehört zum selben Konzern wie die Zeitung – zahlt aber schlechter
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in Bremen ist „empört“. Seit Jahren streiten die gewerkschaftlichen Vertreter der Journalisten gegen die Bemühungen des Verlages Bremer Tageszeitungen AG (Bretag), in der der lokale Weser Kurier erscheint, gegen die Zersplitterung der Firma und die Auslagerung von Stellen in konzerneigene Personaldienstleister.
„Tarifflucht“ sei das, sagt der DJV. Nun hat es wieder zwei Sportredakteure der Außenredaktion Delmenhorst getroffen. Sie sind direkt bei der Bretag beschäftigt und wurden nach Bremen versetzt, ihre Stellen in Delmenhorst gestrichen – dafür beschäftigt das Verlagshaus zwei Sportredaktions-Stellen bei der verlagseigenen Firma „Pressedienst Nord“ (PDN). Dessen Tarife liegen rund 20 Prozent unter denen der Bretag. Die Bretag ist wie die PDN eine 100-prozentige Tochterfirma der Konzern-Holding Hackmack, Meyer KG.
Seit Jahren werden Aufgaben und Stellen in dem Zeitungskonzern hin- und hergeschoben, Gewinne wanderten schon immer in die Hackmack Meyer KG. Der Betriebsrat hat daher im vergangenen Jahr einen Konzernbetriebsrat gegründet. Anfang März wurde die „Konzern“-Frage vor dem Bremer Arbeitsgericht verhandelt. Eine ganze Reihe von Anwälten für die verschiedenen Firmen (Bretag, PVN, MVB und MSP) waren gekommen, um zu bestreiten, dass es sich bei dem Zeitungshaus um einen „Konzern“ handele. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Bretag, der Berliner Medien-Anwalt Johannes Weberling, trug zum Beispiel vor, die Bretag und ihr Geschäftsführer Ulrich Hackmack würden völlig frei von Einflüssen der Verlegerfamilien Hackmack und Meyer operieren.
Das Arbeitsgericht ließ sich davon nicht überzeugen und wies die Klage der Weser Kurier-Firmen gegen den Konzernbetriebsrat ab. KAWE