vor ort : PEGAH BYROUM-WAND über das Ei des Kolumbus auf der Kölner Messe Didacta
Die Wege der Bildung sind unergründlich. Im Moment werden einige von ihnen in Köln vorgestellt, die Bildungsmesse Didacta findet hier zum vierten Mal statt. „Hier ist ein Bildungshaus“ steht auf den grün-weißen Wimpeln, die aus vollgestopften Taschen und Rucksäcken blitzen. Die BesucherInnen gehen beladen mit Messeguide und Erwartungen von einem Stand zum anderen. Sie bieten alles zu den Themen Kindergarten, Schule und Hochschule, Ausbildung und Qualifikation sowie Weiterbildung. Zahlreiche Stände, Sonderveranstaltungen und Workshops bieten PädagogInnen didaktische Anregungen. „Die Welt ist kulturell divers und komplex geworden“, so der Psychologe Wassilios E. Fthenakis, Präsident des Didacta Verbandes e.V. anlässlich der Eröffnung am 27. Februar. Das Bildungsangebot auf der Messe jedenfalls ist ebenso divers und komplex.
Bildung heißt vielleicht Fremdsprachigkeit – auch schon für kleine Kinder. So wirbt der Cornelsen-Buchverlag mit einem poppigen Stand im Piratenschiffoutfit mit Segelmast. Daneben steht ein Kapitän mit Augenklappe und Papageienhandpuppe und wirbt für Englischbücher. „Das Piratenschiff soll zu einer Reise durch das Land des Englischen anregen“, erklärt die Verlagsmitarbeiterin Nicole Bilkner. Es scheint zu wirken: Ihre Bestellliste ist gut gefüllt. Auch Verlage wie Duden und Langenscheidt fehlen nicht. Hell ausgeleuchtet reichen ihre Stände bis fast an die Decke.
Wo findet Bildung statt? Es gibt auch Stände, die das außerschulische Interesse wecken und fördern wollen. Dazu gehört unter anderem die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. „Es sind schon viele zu uns gekommen, die sich für unsere Arbeit interessieren“, sagt Renee Schwaller. Die ausgelegten Petitionslisten gegen die Todesstrafe für Jugendliche in Pakistan sind längst voll geschrieben.
Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz will bilden – und abschrecken. Es informiert über Extremismus und internationalen Terrorismus. Warnende Wandplakate mit Bannern von Hitler, der Hisbollah, Bin Laden oder sturmbehaupten Linksdemonstranten lassen keinen Zweifel daran, wer der Feind ist.
Und wer sind die Bildunsghungrigen? An den BesucherInnen fällt neben rosigen Wangen und hin-und herwandernden Augen vor allem eines auf: bunte Stangen. Die Fun-Noodles sind der heimliche Favorit der Didacta. Jung und Alt sind begeistert von ihnen, weil man sie im Sport benutzen kann.
Bildung? „Kübler Sport“ zumindest hält Sport für einen signifikanten Teil der Bildung und versorgt die BesucherInnen mit den Fun-Noodles. Vielleicht bietet auch das Design von Klassenzimmern eine Antwort auf die Bildungsfrage. „Marko Schulmöbel“ stehen unter dem Motto „Schule heißt Bewegung“. Mitarbeiterin Claudia Igel zeigt auf bunte, eiförmige Hocker: „Damit die Schüler auch Abwechslung haben“. Was früher verboten war, wird jetzt ein Symbol des Fortschritts: Wippen und Wackeln auf dem Ei des Kolumbus. Alle Wege und Umwege der Bildung auf einer Messe.