LESERINNENBRIEFE :
Militär löst keine Probleme
■ betr.: „Erst bomben, dann denken“, taz vom 21. 3. 11
Zum Krieg gegen den Gaddafi-Clan bleibt leider auch die taz bei vermeintlichen „täglichen Fakten“. So beteiligen sich in der Tat die westlichen Demokratien daran, dass Blut fließt (taz, 15. 3. 2011). Zu versteckt bleiben abwägende Überlegungen gegenüber populären Gewaltbefürwortern, und nur ganz leise wird grundsätzlicherem Nachdenken ein Kommentar eingeräumt (taz, 21. 3. 2011). Erkenntnisfördernd wären Analysen über nötigen und möglichen gewaltfreien Widerstand gegen Unterdrückung, denn militärische Maßnahmen können die Probleme grundsätzlich nicht lösen. Dies würde allerdings auch ein Umdenken bei uns selbst erfordern. Mutmaßlich verweigern sich viele (Meinungs-)Macher denn auch darum, weil sich solches auch auf die in Deutschland existierenden Herrschafts- und Lebensverhältnisse auswirken würde. GEORG FISCHER, Schefflenz
Zweifelnde Stimmen unerwünscht
■ betr.: „Gegen alle Prinzipien“, taz vom 24. 3. 11
Mit jeder taz-Ausgabe mehr verfestigt sich der Eindruck, dass die vorsichtigen und zweifelnden Stimmen tendenziell als Zauderer und Drückeberger dargestellt werden. Als moralisch zweifelhafte Wesen, deren Haltung als „beschämend“ eingestuft wird. Geschichte scheint sich doch zu wiederholen, dieses Muster ist alt und bekannt. Es geht mir bei meiner Anmerkung nicht um die Inhalte des Pro oder Contra als solches, sondern um die Grundhaltung, das heißt mit welcher Selbstverständlichkeit mittlerweile auch militärische Gewalt, Krieg als völlig normales Mittel zur Gestaltung des Weltenlaufs behandelt wird. Diese Normalität, die es noch vor einigen Jahren weder in der Gesellschaft im Allgemeinen noch in der taz im Besonderen gab, finde ich doch ein wenig irritierend. Ich stelle verwundert fest, dass sich offensichtlich mittlerweile die Begründungspflicht umgekehrt hat. Will sagen, wer gegen militärisches Eingreifen, Bombardierungen und Krieg ist, muss seine Grundhaltung begründen, nicht umgekehrt. Es gab schon mal eine andere Grundhaltung. Und die war nicht unbedingt die schlechteste.
ANDREAS HÖRMANN, Frankfurt am Main
Ein selten verwirrter Beitrag
■ betr.: „Gegen alle Prinzipien“, taz vom 24. 3. 11
Einen selten verwirrten Beitrag haben Sie da von dem Professor aus Passau bekommen. Libyen ist also das Musterbeispiel für einen „gerechten Krieg“, trotzdem sollte man es nicht „Krieg“ nennen. Erfüllt seien alle Kriterien für einen gerechten Krieg, obwohl, und hier zitiere ich wörtlich, man an den „ ‚right intentions‘ der Interventionsmächte […] durchaus zweifeln mag“. Angeblich sind alle anderen Mittel ausgeschöpft, obwohl Gaddafi noch bis vor kurzem international hofiert und aufgerüstet wurde und auch heute noch nicht konsequent alle Sanktionsmöglichkeiten genutzt wurden. Über die restlichen Argumente kann man wohl erst im Nachhinein abschließend urteilen, aber schon jetzt steht fest, für eine Erstsemesterarbeit in internationaler Politik wäre das wohl ein „ungenügend“.
ANTON FLÜGGE, London
Widerliche Standpunkte
■ betr.: „Alle kampfbereit außer Deutschland“, taz vom 19. 3. 11 ff.
In den letzten Tagen sind in eurer Zeitung massenhaft Texte, die den Angriff der USA und ihrer hörigen Verbündeten gegen ein weiteres (arabisches) ölreiches Land hochjubeln. Bombardements werden als Friedensbeitrag beschworen, die deutsche militaristische Politik wird als zu weich interpretiert. Deutschland soll nach eurem Muster nicht nur US-Atomwaffen lagern, US-Stützpunkte für Angriffe gegen Irak und Afghanistan bereitstellen, nein, es soll sich, wie in Afghanistan, an der Zerstörung eines Landes und der Tötung von tausenden Zivilisten aktiv beteiligen. Die Standpunkte eurer Zeitung diesbezüglich sind einfach widerlich. HARTMUT KOBLISCHKE, Magdeburg