: „Wichtig sind die Eltern“
Bereits in der Grundschule fallen viele spätere Intensivtäter auf. Doch ohne Unterstützung der Eltern scheitern die besten Hilfsangebote, sagen Schulleiter
Jugendliche Intensivtäter sind häufig schon in der Grundschule auffällig geworden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Landeskommission gegen Gewalt (s. Text oben). Zwar finden an den Grundschulen verschiedene Projekte zum Thema Gewaltprävention statt. Aber wenn die Eltern nicht kooperieren, kann auch die beste Schule nicht weiterhelfen, sagen Berliner Lehrer.
Karin Babbe ist Schulleiterin der theaterbezogenen Erika-Mann-Grundschule in Wedding. „Wir tun schon sehr viel, um die Kinder zu erreichen“, ist sie überzeugt. Ausschlaggebend sei das regelmäßige Theaterspiel. Es mache die Kinder selbstsicherer und stärke die Sozialkompetenz. „Im Vergleich mit anderen Grundschulen haben wir wahrscheinlich seltener mit gewaltbereiten Kindern zu tun“, vermutet Babbe.
Von einem Zuwachs an Gewaltbereitschaft berichtet hingegen Mario Dobe. „Die Fälle nehmen zu, bei denen wir aktiv werden müssen“, sagt der Leiter der Kreuzberger Hunsrück-Grundschule. Vonseiten der Schule werde zunächst versucht, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen. Wenn das nicht helfe, werde mit dem Jugendamt Kontakt aufgenommen. Denn: „Wichtig für den Erfolg ist die Kooperationsbereitschaft der Eltern.“
Hilfe bietet auch das Grundschulprojekt Bethanien in Kreuzberg. Unterrichtet werden dort ausschließlich Kinder, mit deren Betreuung die Regelschulen überfordert waren. Derzeit sind das zehn Schüler. Jedes Kind erhält einen individuellen Stundenplan. Laut Karl Antony, dem Leiter des Projekts, ist die Erfolgsquote gut. Acht von zehn Schüler könnten im Anschluss an das Projekt reintegriert werden und weiterführende Schulen besuchen. Damit die Kinder an dem Projekt teilnehmen können, müssen die Eltern zustimmen und auch mitarbeiten.
Ein Faktor, der nicht selbstverständlich ist, wie Nader Khalil sagt. Nach Erfahrung des Vorsitzenden des Vereins Deutsch-Arabische Unabhängige Gemeinde kämen die Schulen nicht an jene Eltern heran, die kein Deutsch sprechen. Die Lösung sieht er in einer besseren Vernetzung. „Vor allem Vereine wie unserer müssen stärker miteinbezogen werden. Wir haben einen besseren Zugang zu den Eltern als die Schulen.“ KATHRIN SCHRECK