: Dinglish im Klassenzimmer
Um Jugendlichen die Hemmungen vor einer Fremdsprache zu nehmen, unterstützt die Amerikanerin Gayle Tufts die Initiative „You can talk!“. Beim Besuch in der Gesamtschule Mümmelmannsberg unterhielt sie sich nun mit den Schülern – und brachte selbst die Schüchternen zum Reden
Zunächst zurückhaltend, doch nach und nach immer mutiger unterhalten sich die Schüler der 7. Klasse der Gesamtschule Mümmelmannsberg mit der Amerikanerin Gayle Tufts – auf Englisch natürlich. Tufts, ansonsten Sängerin, Autorin und Stand-up-Comedian, ist Botschafterin für „You can talk!“: Eine Initiative des Diesterweg Verlags, deren Ziel es ist, den Kindern die Hemmungen in der Fremdsprache zu nehmen.
Tufts selbst ist das beste Beispiel: „Ich lebe seit 15 Jahren in Deutschland und mein Deutsch ist immer noch nicht perfekt“, sagt sie. Doch das stört sie nicht, sie redet munter drauf los, nach dem Motto „let’s misch it up“.
Als „Dinglish“ bezeichnet sie ihre Mischung aus Englisch und Deutsch, mit der sie den Schülern schnell die Angst vor Fehlern nimmt. Wer auf Englisch nicht weiter weiß, flicht einfach ein deutsches Wort ein. Und so erzählen sie schon nach wenigen Minuten, woher sie kommen, was ihre Hobbys sind, was sie an Englisch mögen und was nicht. Mikel gibt zu, dass er diese Sprache nicht besonders mag: „It’s langweilig.“ Tufts fragt ihn: „Weißt du, was langweilig auf Englisch heißt?“ „Boring“, helfen seine Klassenkameraden. „Und was heißt stinklangweilig“, will Tufts noch wissen. „Stink-boring“, mutmaßt Mikel.
Nach kurzer Zeit sind die Hemmungen weg. Die Schüler ergreifen selbst das Wort und löchern Tufts mit Fragen. Ob sie schon mal Prominente getroffen hat? „Yes, zuletzt Hillary Clinton“, sagt Tufts. „Nein, wir meinen real Promis, Singers or Schauspieler!“
Alle haben Spaß an der Stunde. „Das ist genau das, was wir erreichen wollen“, sagt Nicole Sienkamp vom Diesterweg Verlag. „Der Frontalunterricht ist Vergangenheit, es geht heute in erster Linie ums Kommunizieren.“ „You can talk!“ beinhalte drei Aspekte. „Die Schüler erzählen von sich selbst, deshalb ‚you‘“, sagt Sienkamp. Das motiviere viel mehr als die Jugendlichen in Rollenspielen zum Reden zu bringen. Ganz wichtig sei das „can“: „Es bedeutet: Du kannst, trau dich.“ Und „talk“ stehe natürlich für die Kommunikation selbst.
Für den Schulbuchverlag tingelt Tufts durch mehrere Schulen. Den Auftritt in Mümmelmannsberg habe man organisiert, um die „außergewöhnliche Sprachförderung zu würdigen“, sagt Sienkamp: Im Rahmen der Fachtage hatte die 7. Klasse das „Airport-Projekt“ veranstaltet. „Wir sind mit den Schülern zum Flughafen gefahren und haben dort Interviews auf Englisch mit den Passagieren geführt“, erzählt Lehrer Michael Biermann. „Außerdem haben wir ‚englisches Material‘ gesammelt, wie die Speisekarten von Cafés im Flughafen oder die Lautsprecherdurchsagen.“ Dabei merken die Schüler, dass sie im Alltag auf Englisch stoßen – und diese Sprache nicht nur für den nächsten Test benötigen. Maren Schultz