: Auspuffsünden sind oft unbekannt
Eine Plakette könnte den Durchblick beim Autokauf deutlich erhöhen und klimaschonenden Konsum fördern
BERLIN taz ■ Wer heute ein neues Auto kauft, erfährt nur wenig darüber, wie klimaschädlich das Fahrzeug ist. Bislang werden die KundInnen lediglich über Kraftstoffverbrauch und den Kohlendioxidausstoß des einzelnen Modells informiert. So schreibt es eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 1999 vor, die Deutschland Ende 2004 umgesetzt hat.
Mehr Durchblick haben die AutokäuferInnen damit jedoch nicht gewonnen, kritisiert Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe: „Die meisten begreifen den Zusammenhang zwischen Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß nicht.“ Vielen bliebe verborgen, dass mit höherem Spritverbrauch auch die klimaschädlichen Emissionen zunehmen. Erst wenn die zwei Werte in Schädlichkeitsklassen eingeordnet würden, erschließe sich die Bedeutung. Die Idee von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) für eine Ökoplakette geht in diese Richtung, weil die CO2-Menge auch mit dem Energieverbrauch der Autos steigt.
Dass sich durch einen deutlichen Hinweis auf den Energieverbrauch das Kaufverhalten verändern kann, zeigt die Entwicklung bei großen Haushaltsgeräten wie Kühlschränken. Die tragen teilweise schon seit zehn Jahren europaweit eine Plakette mit ihrem Energieverbrauch und werden in sieben Effizienzstufen von A bis G eingeteilt. Seitdem wurden immer mehr sparsame Geräte verkauft, ergab eine Erhebung im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums im Jahr 2001. Ein ähnliches Modell hat der Verkehrsclub Deutschland vor rund vier Jahren für Spritverbrauch und CO2-Emissionen von Autos entwickelt, bislang ohne Reaktion aus dem Verkehrsministerium.
Auf den aktuellen Vorstoß von Tiefensee reagieren die Umweltverbände irritiert. Nicht nur, weil er den schon früher hätte machen können: Sein Vorschlag für eine Ökoplakette für Neuwagen sei schön und gut, „aber er soll doch bitte erst mal ein Konzept für seinen Vorschlag der CO2-basierten Kfz-Steuer machen“, fordert Werner Reh, Verkehrsexperte beim Bund für Umwelt- und Naturschutz. Jürgen Resch möchte die „Hysterie in der Debatte um neue Klimaschutzprogramme“ beenden und ebenfalls konkrete Vorschläge sehen. MORITZ SCHRÖDER