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Archiv-Artikel

Langer Winter füllt die Notunterkünfte

SOZIALES Verstärkt kommen junge Obdachlose und Menschen aus dem Ausland. Kein Kältertoter

Die Notunterkünfte der Kältehilfe wurden im ausklingenden Winter verstärkt von jugendlichen Obdachlosen in Anspruch genommen. „Wir beobachten eine Verjüngung der wohnungslosen Gäste“, erklärte Hermann Pfahler vom Diakonischen Werk, einer der Träger der Unterkünfte, am Mittwoch. Insgesamt 58.000 Übernachtungen – 1.000 mehr als im Vorjahr – verzeichnete die Kältehilfe in den Wintermonaten. Die meisten Notunterkünfte werden nun geschlossen.

Die frühen Minustemperaturen hätten bereits Ende November zu einer Überfüllung der insgesamt 33 Schlafstätten geführt, so Pfahler. Erst durch die Aufstockung von 300 auf 420 Plätze habe sich die Situation entspannt. Diese Anzahl soll künftig von Winterbeginn an zur Verfügung stehen. Dafür müsse der Senat noch vor den Wahlen die finanziellen Mittel bereitstellen, forderte Diakonie-Direktorin Susanne Kahl-Passoth.

Auch für die zunehmende Zahl von Obdachlosen nichtdeutscher Herkunft fordert die Diakonie eine politische Lösung. „Es geht nicht an, dass wir den Menschen nicht weiterhelfen können“, sagte Hermann Pfahler. Vor allem aus den osteuropäischen Nachbarländern kämen immer mehr Menschen, die weder Ansprüche auf Sozialleistungen hätten noch die Möglichkeit, in ihre Heimat zurückzukehren. Für diese Menschen müsse eine dauerhafte Lösung gefunden werden.

Besonders problematisch sei die Zunahme von Jugendlichen in den Notunterkünften, so Jürgen Mark, Leiter einer der wenigen ganzjährigen Notunterkünfte. Denn „je länger jemand obdachlos ist, umso schwerer kommt er wieder raus“.

„Die Not der Menschen hat zugenommen, aber auch die Bereitschaft der Bevölkerung, gegen diese Not was zu tun“, sagte Christiane Lehmacher-Dubberke, Sprecherin der Diakonie. Die Anzahl der Menschen, die auf dem Kältehilfetelefon anriefen, um auf obdachlose Menschen in ihrer Umgebung hinzuweisen, steige. Auch dieses Verantwortungsgefühl hat zu dem erfreulichen Ergebnis geführt, dass in diesem Winter kein Kältetoter zu beklagen ist. SARAH KOHLHAUER