: Lockerungsübungen für Ihr Frauenbild
8 Mythen und die Wirklichkeit
Männer waren schon immer die Ernährer der Familie. So weit, so bekannt: Der Mann zog aus zur Mammutjagd. Die Frau kümmerte sich um die Kinder und zupfte Beeren von wilden Sträuchern. Nun fanden Archäologen heraus, dass es keineswegs die Männer waren, die die Ernährung der Sippe sicherstellten. Für 80 Prozent der Mahlzeiten sorgten die Frauen. Sie servierten Nüsse, Melonen oder Vogeleier. Ihnen blieb auch gar nichts anderes übrig. Denn den Männern gelang es meist erst nach tagelanger Verfolgungsjagd, ein Tier zu erlegen. Schlussfolgerung der Wissenschaft: Unsere jagenden und sammelnden Vorfahren lebten in nahezu gleichberechtigten Verbänden zusammen. Mütter erkennen ihre Babys am Geruch, Väter nicht. Die These ist alt: Wie Tiere riechen Mütter, welches Kind das ihre ist. Schwedische Wissenschaftler sind dem Thema im Jahre 2001 auf den Grund gegangen. 24 Babys zwischen ein und vier Wochen und 24 Kinder zwischen zwei und vier Jahren mussten eine Nacht in speziellen Hemdchen schlafen. Den Eltern und ebenso vielen kinderlosen Männern und Frauen wurden die Duftproben unter die Nase gehalten. Nur die Männer erschnupperten den Babyduft. Frauen konnten nicht zwischen Kinder- und Babygeruch unterscheiden, geschweige denn den eigenen Nachwuchs riechen. Frauen können besser mit Kindern umgehen. Ein geliebter Mythos. Ross Park von der Universität Kalifornien hat Väter beobachtet. Fazit: Ebenso wie die Mütter knüpfen sie nach der Geburt sofort eine enge emotionale Beziehung zum Kind. Die Väter der Studie sprachen und spielten genauso viel mit ihren Babys, küssten sie genauso oft. Und sie konnten die Signale ihres Baby genauso eindeutig deuten: Hunger, Angst, Langeweile. Nur beim Lachen waren die Väter zurückhaltender. Frauen können sich besser einfühlen als Männer. Frauen sind viel verständnisvoller und können sich besser einfühlen. Denken Frauen. Als vor einigen Jahren Wissenschaftler sämtliche seit 1983 zum Thema erschienenen Studien auswerteten, stellten sie fest: Frauen halten sich nur für verständnisvoller als Männer. Sie sind es nicht. In Übungen zu Empathie und Einfühlungsvermögen lagen sie punktgleich mit den männlichen Probanden. Fazit der Experten: Kulturelle Normen lassen Frauen glauben, dass sie einfühlsamer als Männer seien. Ein genetisch vorgeprägtes größeres Talent dazu haben sie nicht. Frauen sind weniger aggressiv als Männer. Männer sind Schläger, Frauen sanfte Liebchen? Inzwischen zeigen Dutzende Studien, dass es so einfach nicht ist. Geht es um körperliche Aggressionen unter Kindern und Jugendlichen, liegen Jungen immer noch vorn. Doch je mehr Aggressionen auf anderem Wege ausgetragen werden, desto weniger Unterschiede gibt es. Weibliche Kinder setzen lieber auf indirekte Aggressionen, üble Nachrede, Entzug von Freundschaft, Manipulation. Weniger aggressiv sind sie deshalb nicht. Zudem verschwindet der männliche Vorsprung bei körperlicher Gewalt mit steigendem Lebensalter. Berufstätige Ehefrauen verdienen fast immer weniger als ihre Männer. Ein Blick in das Sozioökonomische Panel (SOEP) offenbart eine Überraschung: 35 Prozent der berufstätigen Ehefrauen verdienen mehr als ihre Männer. Auf einen ähnlichen Anteil kommt Richard Freeman von der Harvard-Universität: Knapp 30 Prozent der berufstätigen Ehefrauen in den USA verdienen mehr als ihre Männer, laut Whirlpool Foundation sind es in Europa sogar 59 Prozent. Alle grossen Erfindungen kommen von Männern. Der Kaffeefilter, die Currywurst. Der BH, die Wegwerfwindel. All das haben Männer erfunden? Falsch. Viele Dinge, die uns im Alltag das Leben erleichtern, wurden von Frauen erfunden. Auch in der Medizin, der Computertechnik oder den Naturwissenschaften haben Frauen wichtige Erfindungen gemacht. Die Amerikanerin Dorothy Crowfoot Hodgekin entschlüsselte mit Hilfe von Röntgenstrahlen den Aufbau von mehr als 100 Molekühlen. Ada Lovelace Byron gilt als erste Infomatikerin. 1830 schrieb die Tocher des englischen Dichters Lord Byron Programme für mathematische Berechnungen. Stephanie Louise Kwolek erfand das federleichte Material, hart wie Stahl, aus dem kugelsichere Westen gemacht werden. Frauen mögen keine Pornos. Mehr als die Hälfte der Frauen schaut sich Pornos an, bei Männern sind es 73 Prozent. Das ergab eine Umfrage des Hamburger Gewis-Instituts. Vor Erotikshows im Fernsehen machen sich es sogar mehr Frauen als Männer gemütlich. Weitere Mythen: Karin Hertzer, Christine Wolfrum: „Lexikon der Irrtümer über Männer und Frauen“, Frankfurt/Main 2001. Zusammenstellung: Anja Dilk