: Wolfs Sturm-Truppen
Fast hätte Innenminister Ingo Wolf (FDP) 43.000 Feuerwehrleute für ihren Einsatz beim Orkan Kyrill mit einem seltenen Ehrenzeichen dekoriert. Doch so richtig will die Auszeichnung keiner haben
VON KATHARINA HEIMEIER
Mit Orden, Abzeichen und Ehrungen ist Innenminister Ingo Wolf (FDP) spendabel – so spendabel, dass jetzt selbst der Feuerwehr der Goldregen zu viel wird. Wolf wollte sich bei den am Einsatz beim Orkan Kyrill im Januar beteiligten Feuerwehrleuten mit einer besonderen Ehrung bedanken. Aus seiner Sicht liege die „Voraussetzung für die Verleihung des Feuerwehr-Ehrenzeichens der Sonderstufe in Gold“ vor, soll er dem Feuerwehrverband mitgeteilt haben.
43.000 Feuerwehrleute aus ganz NRW, die beim schlimmsten Unwetter seit vier Jahrzehnten ihren Dienst getan haben, hätten damit diese seltene Ehrung bekommen müssen. Diese Erkenntnis hat den Minister nach Informationen der Neuen Westfälischen von seinem Plan Abstand nehmen lassen.
Bei der Feuerwehr stößt die Vorstellung von der Auszeichnungsschwemme auf Unverständnis. „Das ist nicht machbar“, sagt Walter Jonas, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes. Das sei auch nie geplant gewesen, versichert Wolfgang Düren, Abteilungsleiter Feuerwehr und Katastrophenschutz im Innenministerium. „Niemand hat im Traum daran gedacht, allen ein Ehrenzeichen auszuhändigen.“ Auch die Zahl der bisherigen Vorschläge sei noch zu groß. Der Verband hat 18 Namen genannt – wenn auch widerstrebend. „Wir haben uns dem Wunsch des Ministers gebeugt“, sagt Jonas.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Feuerwehrkameraden sich über Wolfs Umgang mit Auszeichnungen wundern: Im vergangenen Jahr zeichnete er 46 Einsatzkräfte des Kreises Steinfurt für ihr Engagement während der Schneekatastrophe im Münsterland aus. Schon das empfand man in Feuerwehrkreisen als leicht übertrieben. „Wenn man sich an dem Wert der Auszeichnung orientiert, fragt man sich, ob das gerechtfertigt war“, sagt Verbands-Präsident Jonas.
Viele Kreise verzichteten jetzt ganz auf eine Nominierung. Der Paderborner Kreisbrandmeister Bernhard Lücke zum Beispiel hat keinen Kollegen vorgeschlagen. Denn ihm sei mitgeteilt worden, nur die Verletzten sollten eine Ehrung aus Ministerhand bekommen. In seinem Kreis gab es aber nur eine Bagatellverletzung. „Einer hat Späne ins Auge bekommen.“ Richtige Verletzte habe es nicht gegeben – „Gott sei dank, das war uns drei Mal wichtiger als ein Ehrenzeichen“, sagt Lücke.
Auch sein Kollege im Kreis Heinsberg, Karl-Heinz Prömper, hat keinen Kollegen vorgeschlagen – er habe nicht gewusst wen. „Wir haben alle unsere Pflicht getan“, sagt er. Keiner habe sich besonders verdient gemacht.
Das aber müsse für einen Träger eines Feuerwehr-Ehrenzeichens der Sonderstufe schon gelten, finden die Feuerwehrleute. Sie machen sich Sorgen über einen inflationären Umgang mit der besonderen Auszeichnung, die nur das Land vergeben kann. Die Wertigkeit dieser Ehrung müsse erhalten bleiben, sagt Verbands-Präsident Jonas.