: Zwischen Ballermann und Kunst
VON BERT SCHULZ
Auf der Touristenmeile Oranienburger Straße geht es schon seit geraumer Zeit vor allem um Geld: Statt kleiner Szenekneipen wie Ende der 90er machen Restaurantketten ordentlich Umsatz, die Galerien in den Nebenstraßen sind längst im Mainstream angekommen, und die letzten Institutionen, die den bröckeligen Mitte-Charme aus Wendezeiten verkörpern, kämpfen ums Überleben. Da ist es nur konsequent, wenn nun die Gastronomen im Tacheles die ihnen angebotene Million Euro – und ihren Hut – nehmen. Auch wenn es schäbig aussieht und traurig ist: Schließlich zeigte das Kino im Kunsthaus ein wirklich gutes Programm, und das Zapata gehörte zu den besseren Livemusikkneipen dieser Stadt.
Der Auszug einer der beiden verfeindeten Fraktionen stärkt auf den ersten Blick die Künstler, die bleiben: Sie können in den anstehenden Verhandlungen um ihre Zukunft konsequent ihre Position vertreten ohne Rücksicht auf andere Nutzer.
Ein Konzept muss her
Gleichzeitig verringern sich die Chancen, das Haus als Ganzes – so, wie es in den Reiseführern steht – für eine öffentliche oder semiöffentliche Nutzung zu erhalten. Denn die Touristen haben dem Haus nicht nur geschadet, sondern es weltweit bekannt gemacht und damit seine Existenz gesichert. Wer soll die jetzt freigewordenen Räume kriegen? Wenn das Kunsthaus sie beansprucht, muss dafür schnell ein Konzept her. Spannend ist dabei, wie die neue Balance zwischen Ballermann und Kunst aussehen soll – und wie die Künstler das Geld einnehmen wollen, das man auf dieser Touristenmeile braucht.
Bericht SEITE 22
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