: Mann mit zwei Posten
Die Selmer sind erbost: Ihr Bürgermeister Jörg Hußmann ließ sich in Greven als Bürgermeisterkandidat aufstellen
Jörg Hußmann will zurück ins Münsterland. Und dort Bürgermeister werden. Dabei ist er das schon: aber eben woanders FOTO: ARCHIV
Langweilig findet Jörg Hußmann (CDU) die Stadt Selm überhaupt nicht. „Das hat mir die Bild in den Mund gelegt“, beklagt sich der noch amtierende Bürgermeister von Selm. Mit einer Sache hat die Bild-Zeitung allerdings Recht: Hußmann will sein Amt in Selm (27.000 Einwohner) abgeben –was aber nicht heißt, dass der 50-Jährige nicht mehr Bürgermeister sein will. Vielmehr will er es erneut werden – nur eben nicht mehr in Selm. Am Sonntag stand er im rund 60 Kilometer entfernten münsterländischen Greven (35.000 Einwohner) als Bürgermeisterkandidat zur Wahl.
Viele Selmer sind erbost über das Verhalten ihres Noch-Bürgermeisters. „Herr Hußmann hat sein Wort gebrochen. Als er zum Bürgermeister gewählt wurde, hat er versprochen, sich für die Stadt einzusetzen und auch nach Selm zu ziehen. Als er letztes Jahr ankündigte in Greven kandidieren zu wollen, haben viele ein Abwahlverfahren gefordert“, sagt Mario Löhr, Vorsitzender der Selmer SPD .
Aber auch in Greven ist es für Hußmann nicht so gelaufen wie erhofft. Ganz im Gegenteil: Der Lengericher erzielte zwar von den vier Kandidaten mit 36,6 Prozent das höchste Ergebnis – gleichzeitig aber das schlechteste eines CDU-Kandidaten, seitdem der Bürgermeister direkt gewählt wird. Am 25. März muss er deshalb in die Stichwahl.
„Herr Hußmann ist ein karrierebewusster Mann. Für den war Selm nur eine Zwischenstation“, sagt Löhr. Hußmann selbst räumt das teilweise ein. Greven sei durch die vom Flughafen Münster-Osnabrück geprägte Gewerbestruktur attraktiv. „Aber vor allem ist es für mich in Greven einfacher, Berufliches und Privates in Einklang zu bringen. Ich komme schließlich aus der Gegend“, erklärt er. In Selm stößt der studierte Jurist damit auf wenig Verständnis. „Es ist nicht das erste Mal, dass Hußmann ein Versprechen bricht. Man muss auch der CDU die Schuld geben, die ihn aufgestellt hat“, sagt Löhr. „Für uns in Selm bedeutet sein Weggang, dass wir einen Neuanfang starten können. Wir drücken ihm deshalb die Daumen für die anstehende Wahl“.
Das macht die Grevener CDU auch und gibt sich zuversichtlich in Hinblick auf die anstehende Stichwahl. Hubert Seier, Fraktionsmitglied der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) in Selm, vermutet dagegen, Hußmann könnte am Ende in seinem jetzigen Amt bleiben. Sollte das tatsächlich eintreten, hätte Hußmann es wohl schwer mit den Selmern. JOHANNA RÜSCHOFF