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Archiv-Artikel

Mehrheit der Deutschen will ein Tempolimit

Nur Automobilclubs sind noch für „freie Fahrt für freie Bürger“: Sie finden Verkehrsleitsysteme klimafreundlicher

Laut Bundesumweltamt lässt sich der CO2-Ausstoß eines Autos um bis zu 30 Prozent reduzieren

BERLIN taz/ap ■ Eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger ist für ein generelles Tempolimit auf den Autobahnen, um so den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid zu verringern. Das ergaben mehrere repräsentative Umfragen in deutschen Medien in den vergangenen Wochen. Egal ob Spiegel, Kölner Stadt-Anzeiger, Leipziger Volkszeitung oder Stern: Die Zustimmung zu einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h pendelt zwischen 54 und 60 Prozent bei den Befragten.

Bis heute ist die Bundesrepublik eines der wenigen Länder weltweit ohne generelles Tempolimit auf Autobahnen. Laut Bundesverkehrsministerium gelten auf etwa 30 Prozent des Autobahnnetzes Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ansonsten wird eine Richtgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern empfohlen. Dagegen darf etwa in Norwegen auf Autobahnen nicht schneller als 90 km/h gefahren werden. In Schweden heißt es Fuß vom Gas bei 110 km/h und in Großbritannien ist Schluss bei 112 km/h (siehe Grafik).

Das Thema Tempolimit wird in Deutschland seit Jahren sehr emotional diskutiert. Befürworter verweisen sowohl auf Verkehrssicherheit als auch auf Umweltaspekte. So erklärte der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, der Kohlendioxid-Ausstoß von Pkws lasse sich bei einer Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde um 10 bis 30 Prozent reduzieren.

Dagegen halten etwa Automobilverbände, allen voran der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC), so genannte Verkehrsbeeinflussungsanlagen für effizienter als ein starres Tempolimit. Sie geben eine an die jeweilige Verkehrssituation angepasste Höchstgeschwindigkeit vor, die etwa bei schlechtem Wetter anders sein kann als bei gutem. Auf knapp 10 Prozent des 12.200 Kilometer umfassenden Autobahnnetzes sind solche Systeme bereits installiert. Laut einer Studie des Auto Clubs Europa (ACE) kann solches „Geschwindigkeitsmanagement“ zu einem Rückgang bis 30 Prozent der Unfälle auf Autobahnen führen und die Umwelt entlasten, weil Staus und unnötige Schadstoffemissionen vermieden würden. Allerdings sind die Kosten für die Installation der Verkehrsbeeinflussungsanlagen beträchtlich. JÖRN KABISCH