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Archiv-Artikel

Nato und Rebellen streiten über Luftangriffe

LIBYEN Militärchef der Rebellen wirft Bündnis vor, seine Kämpfer im Stich zu lassen. Dabei geht es vor allem um die Lage in Misurata. Allianz weist Vorwürfe zurück. Zahl der Angriffe sei erhöht worden

BENGASI rtr/dapd | Zwischen der Nato und den libyschen Rebellen ist ein offener Streit über die Luftangriffe der Allianz auf die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi entbrannt. Der Militärchef der Aufständischen warf dem Bündnis vor, seine Kämpfer vor allem in ihrem westlichen Vorposten der umkämpften Stadt Misurata im Stich zu lassen. „Die Nato beehrt uns dann und wann mit Luftangriffen da und dort und lässt unsere Menschen in Misurata jeden Tag sterben“, sagte Abdel Fattah Junes.

„Die Nato hat uns enttäuscht“, fügte Junes hinzu. Luftangriffe würden zu langsam befohlen. In der Zwischenzeit könnten Gaddafis Truppen die Zivilbevölkerung in Misurata abschlachten. Die Stadt liegt unter ständigem Beschuss von Artillerie und Scharfschützen.

Die Nato wies die Vorwürfe am Mittwoch mit dem Hinweis zurück, Misurata habe für die Allianz höchste Priorität. Frankreich wies darauf hin, Gaddafis Truppen hätten in der Nähe von Zivilisten Stellung bezogen, die es zu schützen gelte. „Das macht Einsätze noch schwieriger“, sagte Außenminister Alain Juppé.

Ähnlich äußerte sich in Brüssel Nato-Sprecherin Carmen Romero. Die Lage am Boden verändere sich ständig. Gaddafis Truppen hätten ihre Taktik geändert, führen Zivilfahrzeuge, hätten in Städten wie Misurata Panzer stationiert und benutzten menschliche Schutzschilde, sagte Romero. Die Nato bestritt zudem Vorwürfe der Rebellen, die Intensität der Luftangriffe habe nachgelassen, seitdem sie vorige Woche das Kommando des Einsatzes übernommen hatte. Am Montag habe das Bündnis 137 Einsätze geflogen, am Dienstag 186 und für Mittwoch waren laut Romero 198 Flüge geplant.

Junes, ein früherer Innenminister Gaddafis, widersprach der Darstellung des Bündnisses, dass sich die Truppen des Machthabers hinter menschlichen Schutzschilden verschanzten. Ein Kämpfer aus Misurata sagte, es seien keine Zivilisten in der Nähe von Gaddafis Soldaten.

Derweil versuchten die Aufständischen im Osten Libyens verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Westlich von Adschdabija seien schwere Kämpfe im Gange. Die Gefechte hätten am Morgen begonnen, nachdem Gaddafis Truppen über Nacht mit Munition versorgt worden seien, berichtete der Kämpfer einer Spezialeinheit der Rebellen. Die Front verlaufe jetzt 20 Kilometer östlich von Brega. Am Dienstag waren die Rebellen so weit wie seit Tagen nicht zurückgeschlagen worden.