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Neue HVV-Tarife beschlossen

Der HVV führt einen Familienpass und eine Sozialkarte ein. CDU-Abgeordneter Hesse lobt „ganz großen Wurf“. GAL-Politiker Lühmann: „Senat blendet die wirklich Hilfsbedürftigen konsequent aus“

VON KARIN CHRISTMANN

Der Senat und der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) haben sich auf eine Tarifreform geeinigt. „Familienfreundlicher“ soll das System in Zukunft sein und „sozialverträglich“. „Wirklich sozial sind die Änderungen nicht“, sagt hingegen der verkehrspolitische Sprecher der GAL-Fraktion, Jörg Lühmann.

HVV-Fahrkarten werden durchschnittlich 3,5 Prozent teurer, am Automaten ab dem 10. Juni und für Inhaber von Zeitkarten ab dem 1. Juli. Eine Nahbereichskarte kostet in Zukunft 1,65 Euro statt 1,55 Euro, eine Ganztageskarte für den Großbereich verteuert sich um 20 Cent auf sechs Euro. Von den erwarteten Mehreinnahmen von 12,4 Millionen Euro jährlich entfallen zehn Millionen auf Hamburg, der Rest auf das übrige Tarifgebiet. Mit dem Geld sollen in Hamburg unter anderem ein Familienpass und eine Sozialkarte finanziert werden: Familien und sozial Bedürftige wie ALG II-Empfänger erhalten einen Rabatt auf Zeitkarten von fünf Euro pro Kopf im Monat.

Mit der Sozialkarte kommt der Nachfolger des alten Sozialtickets, das Ende 2003 abgeschafft wurde. Die Betroffenen sollten in Zukunft CC-Karten kaufen, war damals die Begründung. Diese kosten jedoch bald 32,50 Euro für drei Zonen. „Selbst wenn es auf diesen Preis fünf Euro Rabatt gibt“, sagt Lühmann, „sind wir immer noch weit vom alten Sozialticket für 15,50 Euro entfernt.“ Das alte Sozialticket war außerdem im Großbereich gültig – die entsprechende CC-Karte kostet demnächst rabattiert sogar 41,50 Euro. Lühmann schlägt vor, lieber ein echtes Sozialticket einzuführen, als einen Familienpass zu subventionieren: „Bedürftigkeit macht sich schließlich nicht am Familienstand fest.“

Klaus-Peter Hesse, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, verteidigt hingegen den Familienpass. Er weist darauf hin, dass Hamburg langfristig eine familienfreundliche Politik betreiben wolle: „Familienpolitik ist Standortpolitik“, sagt Hesse. „Wenn wir nicht wollen, dass Familien aus Hamburg wegziehen, müssen wir Angebote wie den Familienpass finanzieren.“ Außerdem verweist er auf einen erst gestern fertig verhandelten Vertrag mit der „Hamburger Arbeit“ (HAB), die die Tätigkeiten der Hamburger Ein-Euro-Jobber verwaltet. Ab 2008 können diese im Großkundenabonnement verbilligte Karten kaufen. „Wir wollen gezielt fördern“, sagt Hesse dazu.

Die stark vergünstigten Seniorenkarten sollten ursprünglich acht Prozent teurer werden. Der Protest der Betroffenen hatte Erfolg – die Karten werden nun um 4,6 Prozent verteuert. Bei den CC-Karten, die in den Hauptverkehrszeiten nicht gelten, bleibt es jedoch bei der kräftigen Erhöhung: Der Senat beharrte auf 7,8 Prozent.

Weniger kontrovers ist die Einführung einer Kurzstreckenfahrkarte. Sie wird 1,30 Euro kosten und für Strecken bis etwa 2,5 Kilometer gelten. „Das nützt vor allem Autofahrern, die kein Monatsticket haben“, sagt Lühmann. „Hoffentlich steigen einige dauerhaft auf den öffentlichen Nahverkehr um.“ Außerdem hat der HVV einzelne der so genannten Zahlgrenzen geändert, damit manche Strecken nicht mehr unverhältnismäßig teuer sind. Das betrifft etwa die Strecke zwischen Kellinghusenstraße und Jungfernstieg, für die in Zukunft ein Nahbereichsticket ausreicht.

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