: Abgeordneter vor Gericht
Anders als Peter Hartz hat Hans-Jürgen Uhl stets abgestritten, sich auf Kosten seines Arbeitgebers VW mit Prostituierten vergnügt zu haben. Deshalb fuhr die Staatsanwaltschaft gestern bei ihrer Anklage gegen den einstigen VW-Betriebsrat und SPD-Bundestagsabgeordneten schwere Geschütze auf: Im zweiten Prozess zur Aufarbeitung der VW-Affäre haben die Staatsanwälte erstmals Prostituierte als Belastungszeuginnen geladen.
Der einstige VW-Arbeitsdirektor Hartz hatte sich die Zeuginnen durch Geständnisse erspart. Ab Mitte Juni soll sich der 55 Jahre alte Uhl vor dem Amtsgericht Wolfsburg wegen Beihilfe zur Untreue in zwei Fällen und falschen eidesstattlichen Versicherungen in fünf Fällen verantworten. Die Anklage legt Uhl die Teilnahme an zwei von VW bezahlten Sex-Partys zur Last. Außerdem hat Uhl in Zivilprozessen gegen Medien in fünf eidesstattlichen Versicherungen nach Auffassung der Staatsanwaltschaft wahrheitswidrig angegeben, er habe niemals auf Firmenkosten Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen.
Das Gericht hat fünf Sitzungstage anberaumt. Weitere Zeugen: der frühere VW-Personalmanager und ebenfalls angeklagte Klaus-Joachim Gebauer. Danach werden der bereits verurteilte Hartz und der ebenfalls angeklagte Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert verhört. Am dritten Sitzungstag sollen sechs Prostituierte aus Hannover die Teilnahme von Uhl an einer Party 1999 bezeugen. KSC