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Archiv-Artikel

Spachteln wie in der Antike

MATERIAL Tadelakt ist ein marokkanischer Verputz, der längst nicht nur in Hammam-Bäder verwendet wird

Hammam-Bäder gibt es hierzulande immer öfter, und mit den Bädern verbreitet sich auch der Glanzputz, mit dem sie typischerweise ausgestattet sind: der Tadelakt. Der antike Putz, der ursprünglich aus den Kalkgruben in der Nähe von Marrakesch kommt, ist wasserabweisend. In Marokko werden damit aber auch Küchenmöbel und sogar Betten hergestellt.

Tadelakt bietet Raum für freie Gestaltung, alle Formen sind denkbar. Vor allem beliebt sind hierzulande Badezimmer, die aussehen, als seien sie nur aus einem einzigen Stück gefertigt – wie eben die Hammams. Allerdings: So abweisend wie eine Fliese ist Tadelakt nicht, auch wenn es möglich ist, das Material durch Ölen gegen Fettflecken zu schützen. Abnutzungserscheinungen muss man bei dem Verputz ohnehin hinnehmen, denn die Pflege des Naturmaterials ist sehr aufwendig. Materialien aus Tadelakt müssen täglich mit Seife gereinigt werden, auf keinen Fall mit aggressiven Putzmitteln. Nach dem Gebrauch müssen die Oberflächen trocken gerieben werden.

Wenn man diese Pflege einmal vernachlässigt, rächt sich das. „Ein Tadelakt-Waschbecken kann man nicht mal eine Woche lang verdrecken lassen und es danach einfach wieder reinigen“, sagt Wiebke Myrdel von Farb Raum Design in Hamburg. Die Tadelakt-Möbel haben zwar eine lange Lebensdauer, aber „nach zehn Jahren sieht Tadelakt nicht mehr aus wie neu“, gibt sie zu, selbst bei guter Pflege. Tadelakt sei eben etwas für Liebhaber, man müsse im Umgang damit seine Gewohnheiten ändern.

Ein Bad komplett aus Tadelakt ist jedoch nicht für jeden geeignet. Gerade in Mehrfamilienhäusern komme es durch Spannung im Haus oft zu Rissen und die Wände können feucht werden oder austretendes Wasser aus Duschwannen kann noch größere Schäden verursachen, sagt Myrdel.

Fußböden solle man mit dem marokkanischen Glanzputz lieber nicht überziehen, denn auf diesem könne man nur ohne Schuhe gehen, die Belastung durch Absätze mache ihn kaputt. Laien sollten auch besser nicht selbst ans Werk gehen, rät Myrdel, die „von vielen Leuten gehört“ haben will, „die daran gescheitert sind“. Wer sich dennoch in der Tadelakt-Verarbeitung versuchen möchte, dem empfiehlt sie die Teilnahme an Workshops. Martin Krampfer, der Seminare zu Tadelakt anbietet, sagt dazu: die Teilnehmer könnten je nach Geschick später kleine Wände zu Hause gestalten, „aber eine Badewanne bauen können sie danach nicht“. Besucht würden seine Seminare von Handwerkern, die die Technik gerne professionell anbieten möchten und Privatleuten, die gerne bei sich Zuhause Tadelakt verwenden wollen. „Wenn jemand schon mal gespachtelt hat, kann so ein Kurs ausreichen“, sagt Krampfer. Am meisten aber helfe Übung. SARAH BANNHOLZER

Wiebke Myrdel, Farb Raum Design, Eichholz 56, ☎ 040/31 79 29 52. Martin Krampfer, Archenholzstraße 69, ☎ 040/490 87 68