„Die Zukunft war das einzig Sichere, das nicht existierte“

GESCHICHTE Otto Dov Kulka hat Auschwitz überlebt. Er nennt das Lager „die Metropole des Todes“. Die Landschaft dort ist ihm bis heute innerer Rückzugsort

GESPRÄCH ULRICH GUTMAIR

Am Eingang zum Edmund Safra Campus der Hebräischen Universität in Jerusalem geht es ruhig zu: Das Wochenende steht bevor. Otto Dov Kulka, einundachtzig Jahre ist er alt, fährt mit dem Auto vor, steigt aus, kommt gebeugt auf mich zu, begrüßt mich, sein Blick ist wach und jung. Zehn Jahre alt war er, als er nach Auschwitz deportiert wurde. Nach dem Krieg studierte er Geschichte. Er forschte etwa über die Reichsvertretung der deutschen Juden und die geheimen NS-Stimmungsberichte. Am 30. Juli 1964 sagte er im Frankfurter Auschwitzprozess aus. Vor einem Jahr erschien sein Buch „Landschaften der Metropole des Todes. Auschwitz und die Grenzen der Erinnerung und der Vorstellungskraft“. Der Historiker wagt darin eine Gratwanderung. Er erzählt nicht nur von seinen Erinnerungen und Träumen, sondern denkt zudem über Witz und Sarkasmus im Vernichtungslager nach wie auch über theologische Fragen.

sonntaz: Herr Kulka, wofür steht Ihr zweiter Name Dov?

Otto Dov Kulka: Mein Vorname ist Otto, der war auch in Böhmen, wo ich geboren wurde, geläufig. Ich war sechzehn, als ich 1949 an Bord des Schiffes nach Israel ging. Unterwegs bereitete sich unsere Gruppe auf das neue Leben dort vor; dazu gehörte, dass wir hebräische Namen annahmen. Ich wollte etwas Kurzes. „Dov“ gefiel mir. Ich wusste nicht, dass der Name „Bär“ bedeutet. Das passt nicht zu meiner winzigen Figur, glaube ich. Hier nennt man mich Dov, aber in meinen Veröffentlichungen zeichne ich als Otto Dov. Das zeigt, dass ich sowohl in der europäischen Zivilisation als auch in Israel und der hebräischen Kultur beheimatet bin.

Sie sprechen Deutsch mit tschechischem Akzent.

Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Wir hatten eine deutsche, nichtjüdische Erziehung. Aber nach dem Münchner Abkommen war das Ressentiment gegen alles Deutsche sehr stark. Die Juden wurden beschuldigt, die deutsche Kultur zu verbreiten. Ich bin ein Jahr in die tschechische Schule gegangen, bis ich als Jude aus der Schule ausgeschlossen wurde. Das hat mich schwer getroffen. Die Schule lag gegenüber unserem Haus. Ich sah meine Schulkameraden dort hingehen. Es war wie die Vertreibung aus dem Paradies. Dazu kommt, dass ich von der tschechischen und deutschen Jugend nicht nur beschimpft, sondern auch verfolgt wurde. Ich habe Zuflucht in unserem großen Haus, im Garten und der Bibliothek meiner Eltern gefunden. Erst nach der Deportation nach Theresienstadt im September 1942 fand ich eine Erlösung aus dieser Einsamkeit. Paradoxerweise war das für mich eine Rückkehr in eine Kindheit, die ich verfehlt hatte.

Von Theresienstadt wurden Sie ein Jahr später nach Auschwitz deportiert. Über Auschwitz schreiben Sie, es sei ein Ort, den Sie nie verlassen haben.

Ich lebe in diesen Landschaften in meinen Tagebüchern, in Tagträumen und in Träumen. Aber ich bin auch zweimal zurückgekehrt. Das erste Mal im Jahr 1947, als ich in einem Prozess gegen die SS-Leute von Auschwitz in Krakau aussagte. Das zweite Mal, als ich 1978 wegen eines wissenschaftlichen Kongresses in Polen war. Alleine durchstreifte ich diese Trümmer. Diese öde Landschaft, das Bild des unausweichlichen, von Horizont zu Horizont sich erstreckenden riesigen Grabs, behalte ich in meiner Erinnerung. Und ich finde dort, paradoxerweise, meine persönliche Freiheit, weil es die Kindheitslandschaften sind. Wenn ich mich von der Welt abschließen will, dann kehre ich in diese Landschaften meiner Erinnerung zurück.

1964 sagten Sie auch im Frankfurter Auschwitzprozess aus. Sie waren der jüngste Zeuge.

Ich wurde von der hiesigen Polizei aufgefordert, eine Aussage zu einigen der Angeklagten zu machen, die ich während meines, wenn Sie so wollen, Aufenthalts in Auschwitz kannte. Ich habe einige der Angeklagten identifiziert, insbesondere einen Arzt, Doktor Lucas, der in unseren Kinderblock kam und sich die Aufführungen ansah, wenn wir zum Beispiel satirisches Kabarett machten. Lucas beteiligte sich aber auch an Selektionen, die wir aus der Nähe beobachten konnten, weil der Kinderblock am Ende des Lagers, in der Nähe der sogenannten Rampe, lag. Ich habe gesagt, was ich wusste, und auch über das sogenannte Familienlager in Auschwitz gesprochen, das eine bestimmte Zeit lang bestand, um die Weltöffentlichkeit über das Weiterleben der deportierten Juden zu täuschen.

Fritz Bauer hat als hessischer Generalstaatsanwalt den Prozess in Frankfurt in die Wege geleitet. Bauer dachte, das Böse habe Fernwirkungen. Deswegen müssten wir wissen, was geschehen, aber bis dahin verdrängt worden ist.

Ich verehre Fritz Bauer sehr, auch weil er entscheidend dazu beigetragen hat, dass Adolf Eichmann in Jerusalem vor Gericht gestellt wurde. Für die Generation, die in Israel aufwuchs, war der Eichmann-Prozess ein einschneidendes Erlebnis. Das war eine große Tat von Fritz Bauer. Aber ich habe mich am Eichmann-Prozess nicht beteiligt.

Warum nicht?

Weil ich es mir zur Aufgabe machte, strikt den Weg der Erforschung der Geschichte zu gehen. Zum Prozess in Frankfurt wurde ich als Zeuge geladen, und ich habe getan, was meine Pflicht war. Aber mein Weg war ein anderer. Gleich nach meinem Aufenthalt in Frankfurt habe ich angefangen, in Archiven in der DDR und der Bundesrepublik zu forschen. Ich wollte diese Periode wie jedes andere Kapitel in der Geschichte erforschen. Ich habe mich also mit dem Status der Juden in der Ideologie und der Politik des Regimes, mit der Einstellung der deutschen Bevölkerung, und schließlich mit dem Selbstverständnis und Handeln der jüdischen Gesellschaft und ihrer Führung beschäftigt. Erst nachdem das Gesamtbild hergestellt ist, kann man den Versuch unternehmen, festzustellen ob es eine historische Singularität gibt.

Ihre Kollegen in Israel wussten vor Ihrer Aussage in Frankfurt nicht, dass Sie in Auschwitz waren.

Meine Aufgeschlossenheit gegenüber deutscher Geschichte erschien vielen nicht vereinbar mit der Biografie von jemandem, der Auschwitz erlebt hat. Ich verleugnete es nicht, aber es war für mich belanglos. Es erschien mir sogar illegitim, die Forschung mit meiner eigenen Geschichte zu verknüpfen.

Sie haben Ihre eigene Geschichte bei Ihrer Arbeit als Forscher quasi vergessen?

Die Erinnerung an Auschwitz, das war meine private Landschaft, in der ich lebte und in der ich frei bleiben wollte. Ich habe das Wissenschaftliche vom Biografischen immer strikt getrennt. Ich habe es einmal so formuliert, dass ich zur Erforschung der Geschichte des Nationalsozialismus und des Schicksals der Juden nicht aus Auschwitz kam, sondern aus der Geschichte. Aber gleichzeitig lebte ich in der anderen Dimension meiner Existenz, wenn man es so nennen kann. Meine Tagebücher, die Sie hier im Regal sehen, sind inzwischen digitalisiert, es sind dreitausend Seiten. Und ich habe Tonbandaufnahmen gemacht, in denen ich ebenfalls meine Erinnerungen erforscht habe. Es sind die Betrachtungen des staunenden, zehn- bis elfjährigen Kindes, das ich damals war, die durch das reflektive Denken des Historikers abstrahiert wurden.

Weder Ihre Tagebuchaufzeichnungen noch die Tonbandaufnahmen waren zur Veröffentlichung gedacht?

Beide dienten meinem eigenen Selbstverständnis. Erst viel später habe ich mich entschieden, Teile davon als Buch zu veröffentlichen. So kam es zur metaphorischen Sprache dieses Buches. Metaphern wie „der Große Tod“, „das unabänderliche Gesetz des Großen Todes“, oder „die Metropole des Todes“, in denen beide Ebenen, die persönliche Erinnerung und die historische Reflexion, miteinander verflochten sind, zeigen wahrscheinlich das Ungewöhnliche an dem Buch. Es ist eher wie ein Gedichtband strukturiert. Wo es einen Rahmen gibt, aber jedes Gedicht für sich steht.

Am stärksten getroffen in Ihrem Buch hat mich, wie Sie über Sarkasmus sprechen. Sarkasmus als Auseinandersetzung mit dieser Form der Existenz, in die man Sie individuell und kollektiv hineingezwungen hat. Am deutlichsten wird das, wenn Sie erzählen, wie Ihnen die „Ode an die Freude“ beigebracht wurde.

Anlass war eine Episode im Familienlager in Auschwitz. Der Chorleiter des Familienlagers studierte mit uns Kindern verschiedene Werke, darunter eines, von dem mir später klar wurde, dass es Schillers „Ode an die Freude“ aus der 9. Sinfonie von Beethoven war. Und da frage ich mich, was den Dirigenten – Imre war sein Spitzname, sein richtiger Name war Emmerich Acs – bewegt hat, uns dieses Manifest der Freude und der Brüderlichkeit an diesem Ort beizubringen. Denn während wir probten, waren wir nur 100 oder 150 Meter von den Krematorien entfernt, die unersättlich waren. Wir konnten die Kolonnen sehen, die in den Krematorien verschluckt wurden. Wir sangen wie kleine Engel die Begleitmelodie zu dem, was da vorging.

Sie geben zwei mögliche Antworten auf die Frage, was sein Motiv gewesen sein könnte.

Die eine Antwort lautet, dass es ein Akt des Protestes war, aus dem ein unerschütterlicher Glaube an die humanistischen Werte sprach. Ich habe mich aber gefragt, ob es nicht auch äußerster Sarkasmus dieses Chorleiters sein könnte, dass er der Verzerrung aller menschlichen Werte seine eigene Verzerrung der höchsten Werte des Humanismus entgegenstellte. Hat er sich vielleicht fast dämonisch über das Schicksal der Menschheit amüsiert, die dort ihre schwerste Stunde erlebt. Meist tendiere ich dazu, an die erste Möglichkeit zu glauben. Aber ich bin mir bewusst, dass es auch diese andere, zweite – und vielleicht authentischere – Möglichkeit gibt.

Ich verstehe Sie so, dass Sie beide Möglichkeiten für wahr halten: Man möchte an die humanistischen Werte glauben, und soll es auch. Aber wir wissen jetzt, dass sie unter bestimmten Bedingungen null und nichtig sind.

Genau. Auschwitz, wo einmal die „Ode an die Freude“ gegenüber den Krematorien gesungen wurde, soll im historischen Bewusstsein bleiben als etwas, das die Perspektiven der Kultur und der Menschheit grundsätzlich geändert hat. Was einmal geschah, kann wieder geschehen, weil es in der Geschichte geschehen ist.

In Ihrem Buch erzählen Sie – und das ist eine weitere Facette des Sarkasmus –, wie die Kinder im Familienlager Witze darüber machten, dass man es nur durch den Schornstein verlassen kann.

Es war eine Sprache des Selbstschutzes, die wir entwickelt haben. Man konnte nur mit Ironie und Selbstironie darüber sprechen, statt zu sagen: „Wir sind alle verurteilt, ermordet zu werden.“ Das gab’s nicht. Obwohl wir genau wussten, dass es so war.

Witze wie den mit dem Schornstein hat man sowohl in Israel, als auch in Deutschland erzählt. Auch wenn es einen Unterschied ums Ganze macht, wer erzählt: Ist es nicht merkwürdig, dass man hier wie dort dieselben Witze über die Vernichtungslager gemacht hat?

Ich glaube nicht. Der Sarkasmus, und auch die Witze, ich weiß nicht, welche Sie meinen, befreien die Sprache. Ich habe nur mit einem Freund, mit dem wir dort gemeinsam waren, und mit dem Dichter Gerschom Ben David, der auch mein enger Freund war, darüber gesprochen. Das war aber eine Geheimsprache, die sich wesentlich vom Sarkasmus des Chorleiters unterscheidet. Der Sarkasmus in unseren Gesprächen war nicht gegen irgendjemanden gerichtet. Ich sage Ihnen dazu noch etwas: Ich gehörte nie einer Organisation von Überlebenden an und ich nehme auch nicht an Gedenkveranstaltungen teil. Nicht, weil ich mir der Bedeutung dessen nicht bewusst bin, sondern weil die enorme Bedeutung und das Bedürfnis, darüber zu sprechen, fast zwangsläufig zu einer klischeehaften Sprache führen. Und diese Dissonanz kann ich nicht miterleben.

Liegt in den drastischen Witzen über die Lager eine Wahrheit, die vielleicht genauer als die offizielle Sprache beschreibt, worum es geht?

Es ist eine interessante Frage, aber ich kann sie nicht eindeutig beantworten. In der Tat ist es ein großer Unterschied, wer diese Witze erzählt. Ob es die Kinder im Lager sind, die wissen, dass sie nur einen Ausweg haben, oder ob jemand über die Vernichtung der Juden als eine Möglichkeit spricht.

Sie haben nur einen wissenschaftlichen Aufsatz über Auschwitz geschrieben. Er behandelt die jüdische Selbstorganisation im Familienlager, wo Eltern und Kinder sechs Monate zusammenbleiben durften, bevor sie ermordet wurden.

Ich bin in diesem Aufsatz aber nicht anwesend, ich beschreibe es anhand der Dokumente.

Der Topos ist derselbe, wenn Sie die Selbstorganisation wissenschaftlich beschreiben und wenn Sie sich daran erinnern, wie Sie im Kinderblock etwa von der Schlacht an den Thermopylen gehört haben: Es geht darum, trotz der äußeren Umstände die Disziplin aufzubringen, die Kinder zu erziehen.

Es ist nicht Disziplin. Es ist das Festhalten an den Werten, universalen Werten, die die jüdische Gesellschaft geprägt haben. Es ist charakteristisch für das jüdische Vereinsleben unter der NS-Herrschaft in Deutschland, in den Ghettos und unter den extremen Bedingungen innerhalb des Vernichtungslagers Auschwitz, dass die jüdische Gesellschaft, solange sie noch eine Gesellschaft und noch nicht in einzelne Sklaven atomisiert ist, deren Familien schon vernichtet wurden, als eine Gemeinschaft weiterlebt und die Erziehung der Kinder weiterführt. Erziehung ist immer zukunftsorientiert. Hier aber bestand sie in einer Situation, in der die Zukunft vielleicht das einzig Sichere war, das nicht existierte. Das ist ein Paradox, und es mag absurd erscheinen: Aber die Werte wurden zu absoluten Werten.

Wann sind Werte absolut?

Wenn man an ihnen festhält trotz des sicheren Todes. Die jüdische Gemeinschaft hätte auch schon nach den ersten antijüdischen Maßnahmen in Deutschland atomisiert werden können. Jeder hätte versuchen können, nur für sich zu sorgen. Aber dazu kam es nicht, zumindest bei der Mehrzahl der Juden. Man versuchte, das Leben so weit wie möglich erträglich und menschenwürdig zu führen.

Haben Sie eine Erklärung dafür?

Ich glaube, dass die Antwort in der jüdischen Geschichte liegt. Zu jeder Zeit, auch in den schwierigsten Zeiten der Verfolgung, gab es den Zusammenhalt und das Festhalten an diesen Werten. Ich untersuche die Geschichte immer in ihrer historischen Kontinuität. Die jüdisch-christliche Zivilisation hat zu ihrem jüdischen Erbe teils eine ambivalente, teils eine antagonistische Haltung eingenommen. Der Nazi-Antisemitismus wäre ohne den traditionellen Antisemitismus nicht möglich gewesen. Aber die „Endlösung“ wäre in der traditionellen christlichen Gesellschaft unmöglich gewesen, weil das Judentum in der Erlösungsgeschichte des Christentums weiterbestehen sollte. Erst der säkularisierte Messianismus, der erlöserische Antisemitismus, der mit Wagner anfängt und mit Hitler einen Höhepunkt gefunden hat, ermöglichte als Bestandteil dieser Ideologie die Endlösung. Deswegen benutze ich nur, wenn es unumgänglich ist, das Wort Holocaust, oder Schoah. Denn das erste bedeutet in der griechischen Überlieferung ein Brandopfer, das zweite, biblische Wort eine amorphe Katastrophe.

Endlösung klingt bürokratisch und sauber, angesichts seiner Bedeutung aber vor allem euphemistisch.

Ich denke nicht. Der von der nationalsozialistischen Ideologie geprägte Begriff Endlösung ist die genaueste Formulierung, in der sich die teleologische Bedeutung des Zieles zeigt: das Ende der historischen Existenz des jüdischen Volkes und die physische Vernichtung jedes einzelnen Juden auf der Erde. Der Begriff bringt das Ziel der vollständigen Auslöschung des „jüdischen Geistes“, der sich in der judeo-christlichen Zivilisation entfaltet hatte, zum Ausdruck. „Die Metropole des Todes“ und „das unabänderliche Gesetz des großen Todes“ sind in meinem Buch Metaphern für das, was sich in Auschwitz als die Quintessenz der nationalsozialistischen Ideologie realisierte, die sich zu jener Zeit in ganz Europa und darüber hinaus auszubreiten drohte. Dies war ein Versuch, dem Kern dieser Ideologie folgend – dem sogenannten Erlösungsantisemitismus und seinem Ziel der „Endlösung der Judenfrage“ und der Vernichtung des „jüdischen Geistes“ –, den Lauf der Menschheitsgeschichte zu verändern.

In der Endlösung zeigt sich also das Ziel des Nationalsozialismus?

Die Grundgedanken des Judentums, nämlich die Einheit der Welt und die Gleichheit der Menschen, die sich in der judeo-christlichen Zivilisation verbreiteten und in säkularer Form als universalistische Ideen der Demokratie, des Liberalismus und Sozialismus manifestierten, waren der nationalsozialistischen Weltanschauung diametral entgegengesetzt: ihrem Glauben an die Ungleichheit der Rassen und ihrer Hierarchie sowie dem ewigen Überlebens- und Vernichtungskampf der Völker. Das Ziel der Vernichtung des sogenannten jüdischen Geistes und seiner Träger, der Juden, fand in der „Metropole des Reiches des großen Todes“ in Auschwitz ihren historischen Höhepunkt.

Ulrich Gutmair, Jahrgang 1968, ist taz-Kulturredakteur