: Lage in Simbabwe an „kritischem Punkt“
Verprügelte Oppositionelle, Drohungen des Regimes. Mugabe schließt Sicherheitsabkommen mit Angola
JOHANNESBURG taz ■ Das Regime unter Robert Mugabe in Simbabwe gerät zunehmend unter Kritik wegen der anhaltenden Gewalt gegen Andersdenkende. Die Afrikanische und die Europäische Union sowie die USA verurteilten erneut die jüngsten Vorfälle in Simbabwe, nachdem ein Sprecher der Opposition am Sonntag an seiner Ausreise gehindert und krankenhausreif geschlagen worden war.
Kurz vor seiner Abreise aus Harare am Sonntag wurde Nelson Chamisa, Parlamentsmitglied der Oppositionspartei „Bewegung für demokratischen Wandel“ (MDC), durch ihm unbekannte Männer misshandelt. Chamisa wollte nach Brüssel fliegen, um dort an einem Treffen der EU mit Vertretern der Afrika-Karibik-Pazifik-Staatengruppe (AKP) teilzunehmen. Als er aus seinem Auto vor dem Terminal stieg, näherten sich die Schläger mit Eisenstangen. „Ich war plötzlich von ungefähr acht Leuten umringt“, sagte Chamisa später im Krankenhaus, wo er wegen Schädelbruchs und einer Augenverletzung behandelt wird.
Auch der Chef einer der beiden MDC-Fraktionen, Arthur Mutambara, war am Samstag erneut verhaftet worden, als er ausreisen wollte. Zwei weitere MDC-Aktivisten, Grace Kwinje und Sekai Holland, die ebenso wie Mutambara bereits in der Vorwoche brutal misshandelt wurden, wurden jetzt an der Ausreise zur medizinischen Behandlung nach Südafrika gehindert; ihre Pässe wurden einbehalten. Ihre Anwälte ziehen vor Gericht, und Morgan Tsvangirai sagte: „Die Situation hat einen kritischen Punkt erreicht.“
Allerdings hat der 83-jährige Mugabe auf ungewöhnlich harsche Kritik aus dem Ausland am Wochenende – wie gehabt – mit harten Worten reagiert. Er warnte, er werde Aktionen der MDC mit Gewalt bekämpfen und ausländische Botschafter, die sich in Simbabwes Angelegenheiten einmischen, ausweisen. Das Regime hat auch bestritten, die Leiche des bei gewaltsamen Ausschreitungen im Township Highfield am 11. März erschossenen Oppositionsaktivisten Gift Tandare beschlagnahmt und heimlich beerdigt zu haben, wie die Opposition es sagt. Aber MDC-Sprecher William Bango beruft sich auf Aussagen von Tandares Vater, wonach die Leiche seines Sohnes von Geheimdienstlern aus dem Beerdigungsinstitut gestohlen wurde und ohne Erlaubnis seiner Frau und Familie vergraben worden sei, um Aufständen bei dem geplanten „Heldenbegräbnis“ der MDC für Tandare vorzubeugen.
Schützenhilfe bekommt Simbabwe nun von Angola. Die Regierungen beider Staaten unterzeichneten letzte Woche ein Abkommen zur Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen. Menschen- und Drogenhandel sowie „Terrorismus“ und Geldwäscherei sollen bekämpft werden. Auch sollen Angolas Erfahrungen in der Diamantenindustrie Simbabwe beim Kampf gegen Schmuggel helfen. In Simbabwe verdienen viele Menschen ihren Lebensunterhalt mit ungenehmigtem Mineralienhandel, wodurch der Regierung nach Angaben der Zentralbank Einnahmen von 50 Millionen US-Dollar im Monat entgehen. MARTINA SCHWIKOWSKI