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Archiv-Artikel

Trockene Kehlen, verschwundene Auen

Keine guten Aussichten zum Weltwassertag: Unicef beklagt fehlendes Trinkwasser, WWF kritisiert verfehlte Flusspolitik

BERLIN taz ■ Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) arbeitet gegen die Zeit. 425 Millionen Kinder in Entwicklungsländern haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, einer Milliarde Kindern weltweit fehlen sogar sanitäre Einrichtungen. Dabei werden die Wasserreserven gerade in den Entwicklungsländern immer kleiner. Weil die Erde sich erwärmt, trocknen dort zunehmend die Quellen aus. Gleichzeitig nimmt mit dem Bevölkerungsanstieg aber auch die Zahl der trockenen Kehlen zu. „Bis zum Jahr 2025 werden nach UN-Schätzungen bis zu zwei Milliarden Menschen in Gebieten mit Wassermangel leben“, warnt die deutsche Unicef-Sprecherin Helga Kuhn.

Die Aussicht für die trockenen Länder der Erde fällt vor dem morgigen Weltwassertag entsprechend düster aus. In Nordafrika und Asien sind die natürlichen Süßwasservorkommen bereits knapp. Auf der Karte des aktuellen Weltwasserberichts der Vereinten Nationen zieht sich ein roter Gürtel über diese Gebiete. In den Ländern im südlichen Afrika und Westasien gehen die Reserven ebenfalls zur Neige. Allein in China haben rund 300 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Jean-Gerard Pankert, Wasserexperte des Hilfswerks Misereor, macht dafür die Entwicklungspolitik der Industrieländer verantwortlich. Er kritisierte die Strategie von Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds, die Wasserversorgung durch Investitionen in private Unternehmen zu verbessern, als „Irrweg“. Für diese Strategie hatte sich in der Vergangenheit auch die deutsche Bundesregierung ausgesprochen. „In Afrika sind die Wasserkosten durch private Investoren jedoch vielerorts unbezahlbar geworden“, so Pankert. Die Regionen, die am bedürftigsten sind, würden zudem nicht ausreichend unterstützt.

Auch die blauen Lebensadern der Erde sind gefährdet. Die Umweltschutzstiftung WWF hat gestern eine Top Ten der weltweit bedrohten Flüsse veröffentlicht. Sie leiden nicht nur unter der Erderwärmung, sondern auch unter menschlichen Eingriffen wie der Landwirtschaft oder dem Bau von Staudämmen. Fünf der bedrohtesten Flüsse liegen demnach in Asien, darunter der Jangtse und der Ganges.

Als europäisches „Mahnmal schlechter Flusspolitik“ bezeichnet der WWF jedoch die Donau, die das Problem auch in Deutschland sichtbar macht. 80 Prozent der Feuchtgebiete und Auen der Donau seien durch den Bau von Deichen zerstört worden. 78 Prozent des Flusslaufs selbst seien aufgrund menschlicher Eingriffe umfassend geschädigt, so das Ergebnis der WWF-Studie. Werde der Fluss weiter durch Kanäle unterbaut, seien nicht nur die Natur, sondern auch die Fisch- und Trinkwasserversorgung für Millionen Menschen in der Region gefährdet. Eines der UN-Millenniumsziele wird durch die Entwicklung immer unwahrscheinlicher: bis 2015 den weltweiten Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben, zu halbieren. MORITZ SCHRÖDER