: Jedem seine Oberschule
BILDUNG Die Verwaltung sieht die Vergabe der Schulplätze als Erfolg. Eltern sehen das anders
GÜNTER PEIRITSCH, LEA
Als „großen Erfolg, den vorher niemand so für möglich gehalten hätte“, sieht Claudia Zinke, Staatssekretärin in der Senatsbildungsverwaltung, das diesjährige Verfahren bei der Vergabe der Oberschulplätze. Jeder Bewerber könne nach den Sommerferien die Schulart seiner Wahl besuchen: „Dies war beim alten Verfahren nicht der Fall“, so Zinke.
26.787 SechstklässlerInnen haben sich in der Anmeldefrist im Februar um Plätze an den Oberschulen beworben, 15.183 an Sekundarschulen, 11.604 an Gymnasien. Seit sich mit der Schulreform die Aufnahmeregeln änderten, ist nicht mehr die Nähe zwischen Schule und Wohnort entscheidend. Vielmehr gelten die Auswahlkriterien der Schulen. Ein Teil der Plätze wird verlost.
Nur 1.800 Kinder konnten laut Schulverwaltung nicht an einer ihrer drei Wunschschulen versorgt werden. 1.500 davon wurden an andere Schulen der gewünschten Schulart vermittelt. Über die übrigen 300 entschied am Mittwoch die Ausgleichskonferenz der Bezirke.
Engpässe gab es bei Gymnasien in Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg, bei Sekundarschulen vor allem in Tempelhof-Schöneberg. In Kreuzberg sollen zwei zusätzliche Sekundarschul- und eine Gymnasialklasse eingerichtet werden, die dann auch Kinder aus Nachbarbezirken aufnehmen. Einen weiten Weg müssen einige Neuköllner SchülerInnen in Kauf nehmen, denen Plätze an einem Gymnasium in Charlottenburg angeboten wurden: „Direkt an der U-Bahn nach Neukölln“, betont Zinke. Damit habe das neue Verfahren „zu mehr Gerechtigkeit und Transparenz“ bei der Schulplatzvergabe beigetragen, so Zinke. Günter Peiritsch, Vorsitzender des Landeselternauschusses (LEA), sieht das allerdings anders. Das neue Vergabeverfahren habe Eltern gezwungen, bei der Schulwahl „taktisch zu denken“ und aus Angst davor, an der eigentlichen Wunschschule nicht angenommen und dann an eine „entfernte Restschule“ abgeschoben zu werden, gleich Schulen zweiter Wahl anzugeben. Den Elternwillen sieht Peiritsch deshalb nur bedingt erfüllt. Da die meisten Oberschulen Noten zum zentralen Aufnahmekriterium erwählt haben, sieht er zudem die Aufteilung in Elite- und Restschulen: „Damit wird die Durchmischung der Bildungslandschaft, primäres Ziel der Schulreform, nicht erreicht“, so Peiritsch. Das Vergabeverfahren müsse besser werden, meint er. Wie, will der LEA mit einer Elternbefragung ermitteln. ALKE WIERTH