: Al-Qaida kündigt Aktionen in Indien an
DSCHIHADISTEN Der Chef des islamistischen Terrornetzwerkes, Aiman al-Sawahiri, verkündet in einer Videobotschaft die Gründung eines Ablegers auf dem indischen Subkontinent. Indiens Geheimdienst warnt daraufhin mehrere Bundesstaaten
SPRECHER VON INDIENS PARTEI BJP
AUS DELHI MICHAEL RADUNSKI
Das Terrornetzwerk al-Qaida hat die Gründung einer neuen islamistischen Gruppierung auf dem indischen Subkontinent bekanntgegeben. Ziel der Organisation mit dem Namen „Kaidat al-Dschihad“ sei es, ein „Kalifat“ in Bangladesch, Birma (Myanmar) und weiten Teilen Indiens zu errichten. Man wolle die „künstlichen Grenzen“ zwischen den muslimischen Bevölkerungen in der Region durchbrechen, kündigte Al-Qaida-Führer Aiman al-Sawahiri in einer Videobotschaft im Internet an.
Zum Anführer des indischen Ablegers wurde ein pakistanischer Islamist namens Asim Umar bestimmt. In seinen bisherigen Schriften hatte Umar vor allem die Demokratien des Westens kritisiert und die Muslime zum bewaffneten Kampf aufgerufen. Im vergangenen Jahr richtete Umar einen direkten Appell an die Muslime in Indien: „Ihr, die Indien mehr als 800 Jahre lange regiert habt, habt die Flamme des einzig wahren Gottes entzündet. Sie leitet uns durch die Dunkelheit der Vielgötterei. Doch wie könnte ihr nun ruhig bleiben, wenn der Rest der muslimischen Welt erwacht?“
Al-Qaida-Führer al-Sawahiri bezeichnet den indischen Terrorableger als gute Nachricht, vor allem für die Muslime in den indischen Regionen Assam, Gujarat und Kaschmir. „Diese Einheit wurde nicht erst heute aufgestellt, sondern ist das Ergebnis der gesegneten Bemühungen von mehr als zwei Jahren, um die Mudschaheddin auf dem indischen Subkontinent in einer einzigen Einheit zu versammeln.“ Man werde alles tun, um die dortigen Muslime von Unrecht und Unterdrückung zu befreien, sagte der Al-Qaida-Führer in dem 55 Minuten langen Video. Zugleich rief er die Muslime zum Kampf gegen die Feinde des Islam auf. Es ist al-Qaidas erste Videobotschaft seit August 2013. Das Video sei sehr wahrscheinlich authentisch, sagte ein Regierungssprecher am Donnerstag in Delhi. Sambit Patra, Sprecher der regierenden hindunationalistischen Bharatiya Janata Partei (BJP), nannte die Videobotschaft einen „Grund zur Besorgnis“. „Die Regierung wird die notwendigen Maßnahmen ergreifen.“
Indische Medien berichten, dass der Geheimdienst noch am Donnerstag Sicherheitswarnungen an mehrere indische Bundesstaaten herausgegeben habe. Das Al-Qaida-Video kommt zu einem Zeitpunkt, da das Terrornetzwerk zunehmend an Bedeutung verliert. Vor allem das Erstarken der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) habe al- Qaida unter Druck gesetzt, meint Namrata Goswami.
Die Analystin vom Institute of Defense Studies and Analyses in Delhi befürchtet nun eine verstärkte Terrorgefahr für Indien. „Indien war in der Vergangenheit schon öfter Opfer terroristischer Anschläge. Wenn al-Qaida sich nun auf Indien konzentriert, werden auch Gruppen wie Lashkar-e-Taiba an der Grenze zu Pakistan oder die indischen Mudschaheddin davon profitieren.“
Manoj Joshi vom Forschungsinstitut Observer Research Foundation warnt vor den Folgen für die Beziehung zwischen Hindus und Muslimen in Indien. Die große Mehrheit der Inder sind Hindus, etwa 15 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Immer wieder kommt es zu Spannungen zwischen den Religionsgruppen. Noch habe die indische Regierung alles unter Kontrolle, meint Joshi. „Aber sollten antimuslimische Ressentiments aufflammen, kann sich das schnell ändern. Vor allem im Bundesstaat Uttar Pradesh verfolgt die Regierung eine Politik religiöser Polarisierung. Es ist, als würde man nun ein Streichholz in ein Benzinfass werfen.“
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