HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER : Wehe dir, Deutschland!
Seine Augen sind glasig, zwischen visionär-verklärt und bierig-breit. Sein Alter ist nicht so fortgeschritten wie sein Pegel und der seines Kumpels. Wie sind sie bloß mit den Flaschen in den Bus gekommen, vielleicht hat das Mädchen in ihrer Begleitung die Fahrkarten gekauft. „Ich weiß jetzt, was ich werden will. Key Accounts Manager.“ Endlich werde ich lernen, was dieses Wort heißt, denke ich.
„Weißt du, du kümmerst dich halt um Kunden, die wichtigen Kunden. Schreibst denen Einladungen, machst Angebote, verstehst dich halt gut mit denen. Gehst mal mit denen ins Theater…“ – „Wie hieß denn der Job früher?“, fragt der Kumpel. „Gab’s nicht, gibt’s erst seit zehn Jahren. Aber weißt du, sowas kann ich, das kann ich richtig gut“, erklärt der glasig Guckende. „Ich mein, ich hab da auch Bücher drüber gelesen, privat. Und es gibt richtig gut Kohle. Weißt du: suggerieren, manipulieren. Das kann ich!“ Er guckt seinen Kumpel stolz an.
Der Kumpel guckt beeindruckt zurück. „Ich sag mal, tu 100 Leute in einen Raum, und ich zähl schon zu dem oberen Drittel von denen, die das können!“ Sein Freund bestärkt ihn, die Bierschmugglerin hört zu. „Mein Großvater, der war ja Kaufmann! Da bot man einfach eine Tube Zahnpasta an – und die Leute kauften das!“ Die drei klopfen sich die Schenkel vor Lachen. Und steigen aus.