KOMMENTAR: ALEXANDER DIEHL ÜBER NEUE REGELN FÜR AGRARFABRIKEN : Freu dich bloß nicht zu früh
Es ist eine gute Nachricht: Vielerorts in Niedersachsen wird nach Möglichkeiten gesucht, strengere Regeln für die Genehmigung und den Betrieb von Groß-Mastställen durchzusetzen. Gleich mehrere Landkreise erklären, nicht mehr jede angekündigte „Intensivtierhaltungsanlage“ einfach so durchwinken zu wollen, weil sie doch Jobs bringt und Steuereinnahmen.
In einigen Regionen des erklärten Agrarlandes sei „die objektive Grenze des Möglichen“ erreicht, erklärten einhellig alle 37 Kreise und Regionen – dabei schien doch zwischen Harz und Nordsee die Politik nicht nur auf Landesebene kaum je etwas Wichtigeres zu kennen als die Bedürfnisse der Mast-Kapitäne und ihrer Zehntausend-Tiere-Anlagen.
Kritiker dieses bestens eingespielten landwirtschaftlich-industriellen Komplexes allerdings sollten sehr genau beobachten, was auf die Ankündigungen folgt: Wie viel ist den Kreisfürsten die saubere Luft und die Gesundheit der Anwohner noch wert, wenn die erste Investition ein paar Kilometer weiter realisiert wird – dort, wo softere Vorschriften gelten?
Und so begrüßenswert es auch ist, wenn neue Riesenställe verbindlich mit Brandschutz- oder Abluftreinigungsvorrichtungen ausgestattet werden: Im Kern unberührt bleibt davon das höchst Fragwürdige an dieser aufgerüsteten Weise, landwirtschaftlich zu produzieren. Noch die sauberste Tierfabrik bleibt – eine Fabrik.