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Archiv-Artikel

Abgas-Speicher tiefer gelegt

CCS-LAGER Im Gesetz zur unterirdischen Speicherung des Klimakillers CO2 hält sich die Bundesregierung die Option offen, Lagerstätten vor den Küsten ohne Mitsprache der betroffenen Länder zu errichten

Von EST
Kritiker sehen die Gefahr nicht gebannt, allein wegen der Größenordnungen

Unter Wasser ist viel Platz für Kohlendioxid: Watt und Meer gelten als mögliche Lagerstätten für das Abgas der Kohleverbrennung. Das vor einer Woche beschlossene Gesetz über die CCS-Speichertechnik erlaubt zwar einzelnen Bundesländern, die Gas-Verpressung auf ihrem Gebiet zu untersagen – doch eben nur bis zur Landesgrenze, zwölf Seemeilen, also rund 20 Kilometer, vor der Küste.

Dass jenseits dieser Grenze der Bund ohne Rücksprache mit den Landesregierungen in Kiel oder Hannover einen CCS-Test erlauben könnte, gehörte zu den Punkten, die Kritiker am Gesetz bemängelten. In der Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Ingrid Nestle hat die Regierung bestätigt, dass das Länderveto nicht bis in die so genannte Ausschließliche Wirtschaftszone jenseits der Zwölf-Seemeilen-Grenze hineinreiche. Es sei auch nicht vorgesehen, Maßnahmen zu ergreifen, um den Ländern ein Mitspracherecht für das Gebiet einzuräumen, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Homann.

Vor allem der Energiekonzern RWE Dea hatte sich Konzessionen für Probebohrungen in Schleswig-Holstein gesichert, sie allerdings nun aufgrund des Widerstandes im Land zurückgegeben. Auch für das Watt hält RWE Dea Bohrrechte. Ein Sprecher des Unternehmens hatte aber auf Kosten- und Sicherheitsaspekte hingewiesen, die die unterseeische Speicherung weniger attraktiv erscheinen ließen. RWE Dea ist an CCS-Tests auf mehreren Kontinenten beteiligt.

Kritiker der CCS-Technik sehen die Gefahr aber nicht gebannt, allein wegen der Größenordnungen: Laut Angaben von Greenpeace lassen sich pro Quadratkilometer Boden bis zu zehn Millionen Tonnen CO2 verpressen. Die Abgeordnete Nestle warnt: „Nur 20 Kilometer trennen Schleswig-Holstein und Niedersachsen davon, zum größten CO2-Versuchslabor der Bundesregierung zu werden.“ Zu den geologisch möglichen Speichergebieten zählt der Nationalpark Wattenmeer. EST