Wachhund Jyrki-Boy

Ohne den Titel „Superkomissaari“ tun es die meisten finnischen Zeitungen nicht, wenn sie die Aufgabe vonJyrki Katainen (Foto) in der künftigen EU-Kommission beschreiben: Der Vizepräsident für Wirtschaft werde nun als eine Art Budgetwachhund die Sparpolitik der EU überwachen. Auch wenn er dabei wohl selbst an der Leine Merkels liege.

Als der Spar-Hardliner der EU gilt Katainen, seit er vor vier Jahren erklärte, es sei „kategorisch auszuschließen, dass die Länder der Eurozone Griechenland helfen“. Und wenn Kredite – dann nur gegen Sicherheiten. Griechische Inseln? Nicht so gut, da könnten die Eigentumsverhältnisse zu komplex sein. Aber wie wäre es mit der Akropolis? Das Prinzip fanden die FinnInnen spätestens dann gar nicht mehr so schlecht, als Medien fabulierten, was als Pfand fällig werden könnte, wenn andere Pleiteländer ihre Kredite nicht bedienen könnten: Bei Irland vielleicht einige Pubs?

Ein „eiskalter Deal“ ließ die Süddeutsche erschauern, als Katainen durchsetzte, dass Finnland beim Europäischen Rettungsschirm keinen Euro ohne exklusive Garantien herausrückte. Das war 2011 und aus dem Finanzminister war schon der Regierungschef geworden. Der blieb der 42-jährige „Jyrki Boy“, bis er sich vor zehn Wochen überraschend Richtung Brüssel abseilte. Da steckte die finnische Wirtschaft schon tief in der Krise, das Land wird nun selbst die Defizithürde des Fiskalpakts reißen. „Härtere Strafen“ hat Katainen einst für diesen Fall gefordert. Mal sehen, wie der „Superkommissar“ das jetzt sieht. Und ob er schon Ideen hat, welche Sicherheiten Finnland bei Bedarf verpfänden könnte. Mit klassischen Bauwerken und guten Pubs sieht es da ja nicht so toll aus. Aber vielleicht der Weihnachtsmann? Der ist ja bekanntlich am finnischen Polarkreis zu Hause. REINHARD WOLFF