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Archiv-Artikel

Bund bezahlt, Investor kassiert

betr.: „Ein guter Börsengang ist möglich“ von Stephan Kosch, taz vom 30. 4. 07

Abgesehen davon, dass kein Börsengang sondern ein Teilverkauf der Bahn an Investoren geplant ist, meint Stephan Kosch, ein guter Börsengang sei möglich. Ein guter Börsengang sei einer, bei dem das Netz beim Bund bleibt, vom Bund bezahlt und unterhalten wird und auf dem dann die bis zu 100 Prozent verkaufbare, verkaufte Bahn die Gewinne für die neuen Investoren einfährt und nicht mehr für den alten Eigentümer, nämlich uns, denn noch ist die Bahn unsere Bahn. Weil „dann könnten endlich die Bahnunternehmen das beste Geschäft machen, die sich am Kundenbedürfnis ausrichten und möglichst viele Reisende in ihre Züge bringen“.

Abgesehen davon, dass ja auch die DB sich mal am Kundenbedürfnis ausrichten könnte, respektive ihr jetziger Eigentümer dafür sorgen könnte, von was redet der Mensch? Von der Börsen-Post vielleicht, die sich nun am Kundenbedürfnis ausrichtet? Wo jetzt statt einem nun vier Paketzusteller auf den Straßen durchs Viertel brettern? Wettbewerb bringt mehr Züge aufs Gleis und mehr Verkehr auf die Schiene?

Aber sachte, doch nur dort, wo der Profit winkt. Da interessiert kein Kundenbedürfnis auf dem flachen Land. Im Schienenfernverkehr gibt es keinen Wettbewerb, im Regionalverkehr nur anlässlich der Ausschreibung, und dann gibt’s zehn, zwölf Jahre keinen Wettbewerb mehr, und während der Ausschreibung gibt es diesen Wettbewerb nur um die niedrigsten Personalkosten.

Herrgott noch mal, irgendwann muss man es doch mal lernen, dass Grundversorgung auch etwas mit Demokratie zu tun hat und nicht dem Markt überlassen werden kann.

GANGOLF STOCKER, Stuttgart