„Ohne Kopfsteinpflaster“

DEMO Beim 19. Protesttag gegen Diskriminierung fordern behinderte Menschen ihre Rechte ein

■ 57, ist Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen in Bremen e.V.

taz: Herr Stegmann, sie protestieren heute erneut für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (BRK).

Dieter Stegmann: Wir müssen immer wieder daran erinnern. Bremen hat das Schulgesetz verändert und beim Wahlrecht die BRK beachtet. Aber die 30 Artikel betreffen die Behindertenrechte in allen Bereichen des Lebens. Wir brauchen einen Aktionsplan.

Findet der nicht eine breite politische Zustimmung?

Ja, verbal. Ein Antrag für die Erarbeitung eines Plans liegt vor, aber die SPD hat bislang die Unterschrift verweigert. Deshalb protestieren wir, es wird Zeit die geltenden Rechte weiter umzusetzen. Um es deutlich zu sagen: Ohne den Landesbehindertenbeauftragten oder Horst Frehe wäre Vieles nicht umgesetzt worden. Deshalb sollten mehr Menschen mit Behinderung in die Bürgerschaft gewählt werden.

Behinderung kann doch nicht das einzige Kriterium sein?

Nein. Aber in Bremen leben 15 Prozent behinderte Menschen, unter 83 Abgeordneten ist jedoch nur einer mit Behinderung. Das politische Gewicht behinderter Menschen sollte verstärkt werden.

Sie haben viele Forderungen an die Politik. Und die gesellschaftliche Akzeptanz?

Jeder Unternehmer, jeder Friseur könnte überlegen, seinen Betrieb barrierefrei zu machen. Auch die taz. Könnte ein Redakteur mit Behinderung dort arbeiten?

Ich fürchte nicht…

Es gibt viel nachzuholen. In Bremen sind nur 10 Hotelzimmer barrierefrei, auf der gesamten Schlachte ist keine behindertengerechte Toilette. Auch fehlt in der Stadt eine gynäkologische Praxis, wo behinderte Frauen sich angemessen untersuchen lassen können.

Und die Demoroute ist barrierefrei?

Selbstverständlich - ohne Kopfsteinpflaster. Interview: JPB

12 Uhr, Demo ab Haupteingang Bremen Arena & 13.30 Uhr, Kundgebung auf dem Marktplatz